Zivilisten getötet

Angriffe überschatten Ukraine-Besuch von Guterres

Ukraine-Krieg
18.08.2022 12:26

Kurz vor einem geplanten Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dessen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan und UNO-Generalsekretär Antonio Guterres in der Ukraine werden weitere Kämpfe in dem Land gemeldet. Die zweitgrößte Stadt Charkiw im Nordosten wurde seit Mittwochnacht mehrmals beschossen (siehe Video oben). Bei den massiven russischen Raketenangriffen kamen laut dem Militärgouverneur mindestens elf Zivilisten ums Leben.

Weitere 35 Menschen seien verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram mit. Darunter waren laut Katastrophenschutz auch zwei Kinder. In beiden Fällen seien Wohngebiete getroffen worden. Es sei „ein zynischer Angriff auf Zivilisten, für den es keine Rechtfertigung gibt und der die Ohnmacht des Angreifers zeigt“, schrieb Selenskyj nach dem Beschuss am Mittwoch in den sozialen Medien.

Nach Angaben ukrainischer Behörden gab es auch in der rund 80 Kilometer südwestlich gelegenen Stadt Krasnohrad Angriffe. Dort seien zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. In Ortschaften des Nachbargebiets Donezk, die unter Kontrolle der Ukraine stehen, wurden nach Behördenangaben bereits am Mittwoch mindestens drei Zivilisten getötet und weitere sechs verletzt. Die prorussischen Separatisten im Gebiet Donezk melden ebenfalls fast täglich Tote und Verletzte durch Raketenangriffe.

Strategisches Patt
Unterdessen sei es ukrainischen Soldaten im Süden gelungen, einen Vorstoß russischer Truppen nordöstlich von Cherson zu verhindern, sagte ein ukrainischer Militärexperte. Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch erklärte in einer Videobotschaft, derzeit herrsche eine strategische Pattsituation. Seit vergangenen Monat seien russische Truppen nur „minimal vorangekommen“, und in einigen Fällen hätten die ukrainischen Streitkräfte Boden gutgemacht.

Nach Explosionen Flugzeuge verlegt
Für Aufsehen sorgten zuletzt unter anderem mehrere Explosionen in russischen Militäreinrichtungen auf der Krim, wo Russlands Schwarzmeerflotte stationiert ist. Mehrere russische Kampfjets wurden dabei zerstört. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes hat Russland deswegen einige Flugzeuge und Hubschrauber ins Landesinnere der Halbinsel und auf Flugplätze in Russland verlagert. Laut russischen Medienberichten wurde zudem der Kommandant der Schwarzmeerflotte ausgetauscht.

Für die Explosionen auf der Krim macht Russland in dem einen Fall einen Verstoß gegen den Brandschutz und im anderen Saboteure verantwortlich. Die Ukraine hat offiziell keine Verantwortung für die Vorfälle übernommen, aber angedeutet, dass sie dahinterstecken könnte.

Dreier-Treffen in Lemberg
Der Krieg tobt seit fast einem halben Jahr. Tausende Menschen wurden getötet, Millionen sind auf der Flucht. Die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland stecken in einer solch tiefen Krise wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Mit Spannung wird daher das Treffen zwischen Selenskyj, Erdogan und UN-Chef Guterres erwartet. Im Laufe des Tages sollen sie im westukrainischen Lemberg zusammenkommen. Bei dem Dreier-Treffen soll es darum gehen, wie der Krieg politisch gelöst werden kann, es könnten Verhandlungen für einen Waffenstillstand angebahnt werden.

Antonio Guterres traf am Mittwoch in Lemberg ein. (Bild: APA/AFP/Dimitar DILKOFF)
Antonio Guterres traf am Mittwoch in Lemberg ein.

, sowie um die Wiederaufnahme der monatelang blockierten Getreide-Exporte aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Diese liefen erst kürzlich wieder an, nachdem unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei ein seltener diplomatischer Durchbruch gelungen war. Thema wird auch die Lage rund um das Atomkraftwerk Saporischschja sein. Europas größtes AKW soll zuletzt mehrfach unter Beschuss geraten sein, Russland und die Ukraine geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

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