Streit um Covid-Regeln

Infizierte Lehrer in Schulen: Direktoren skeptisch

Österreich
19.08.2022 06:38

Seit der Abschaffung der Quarantäne dürfen symptomlose Coronainfizierte mit FFP2-Maske zur Arbeit gehen. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will, dass das auch an den Schulen gilt. Die Lehrergewerkschaft kritisiert das Vorhaben und mehrere Länder haben angekündigt, an Pflichtschulen kein coronapositives Personal einzusetzen. Auch die Bundesschul-Direktoren sehen den Einsatz infizierter Pädagogen skeptisch, die entscheidende Frage sei dabei die künftige Teststrategie.

Für Isabella Zins, Sprecherin der AHS-Direktoren, ist die Vorgabe „noch nicht ganz ausgereift“. Denn um bewusst coronapositive Lehrer mit Maske unterrichten lassen zu können, müsste man überhaupt einmal wissen, dass jemand infiziert ist.

„Teststrategie ist das Um und Auf“
„Die Teststrategie ist das Um und Auf“, betont sie. Andernfalls würden nämlich sowohl Lehrer als auch Schüler unwissentlich mit Infektion, aber ohne Maske im Klassenraum sitzen und womöglich andere anstecken. Auch für Wolfgang Bodai, neuer Sprecher der BHS-Direktoren, hat die Debatte ohne Teststrategie wenig Sinn.

In der Frage, wie diese aussehen soll, ist Zins selbst „ein bissl zerrissen“: Drei Tests pro Woche wie im vergangenen Schuljahr seien auf Dauer organisatorisch nicht machbar und der Wegfall der Kontakte mit den Gesundheitsbehörden bei Infektionsfällen sei für die Schulen eine große Erleichterung. „Aber natürlich gibt es den sorgenvollen Blick in die Zukunft, wie das mit den Infektionen ausschauen wird.“

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Sobald jemand sich testet, weil er das Gefühl hat, er könnte infiziert sein und vielleicht Halskratzen hat, gehört er in den Krankenstand.

Isabella Zins, Sprecherin der AHS-Direktoren

Auch Bodai verweist auf den hohen Aufwand der Tests, man habe damit aber auch sehr viele Fälle entdecken und weitere Infektionen verhindern können. Er würde sich deshalb wünschen, dass auf Basis der Einschätzung von Experten entschieden wird, ob angesichts der dominanten Mutationen und der Gefährlichkeit des Virus regelmäßige Tests sinnvoll und notwendig sind.

Im Varianten-Managementplan der Bundesregierung sind regelmäßige PRC-Testungen im Schulsystem erst am Übergang zu Szenario 3 („Ungünstiger Fall“) mit einer großen Infektionswelle mit einer neuen, besorgniserregenden Variante vorgesehen. Davor soll es nur anlassbezogene Testungen mit Antigentest geben.

Symbolbild (Bild: www.viennareport.at)
Symbolbild

„Eigenverantwortung muss gestärkt werden“
Lehrer, die von ihrer Infektion wissen, sollten nach Zins‘ Meinung jedenfalls nicht in die Schule kommen. „Sobald jemand sich testet, weil er das Gefühl hat, er könnte infiziert sein und vielleicht Halskratzen hat, gehört er in den Krankenstand.“ Es müsse die Eigenverantwortung gestärkt werden, dass jene, die sich auch nur ansatzweise nicht fit fühlen, zuhause bleiben, damit sie niemanden anstecken. Für Bodai sollte es grundsätzlich in der Eigenverantwortung liegen, ob infizierte Lehrer mit Maske unterrichten oder zuhause bleiben. „Aber ein bisschen skeptisch bin ich demgegenüber.“

„Fernunterricht hat gut funktioniert“
An den Schulen selbst gebe es keinen Wunsch, infiziertes Personal einzusetzen, betonen die Direktoren-Sprecher. An den BHS habe der Fernunterricht gut funktioniert und nach fünf bis zehn Tagen seien die Betroffenen ohnehin wieder in Präsenz einsetzbar.

Auch an den AHS hat laut Zins in den vergangenen zwei Jahren in solchen Fällen der Unterricht per Arbeitsauftrag gut funktioniert. Das sei sicher besser als wenn jemand womöglich Hochinfektiöser unterrichtet und trotz Maske, die ja ab und zu abgenommen werde, jemanden anstecke. Bodai betont, dass man zudem die Situation am Standort berücksichtigen muss. Wenn etwa kein Platz im Lehrerzimmer vorhanden sei und Kollegen sich damit unwohl fühlen, „dann bleiben die Kolleginnen und Kollegen, die positiv sind, zuhause - ganz klar“.

Auch infizierte Schüler sollen daheimbleiben
Auch infizierte Schüler sollten nach Bodais Meinung daheimbleiben. Immerhin gehe es um maximal zwei Wochen und bei Schülern über 14 Jahren entstünden dadurch für Eltern in der Regel kaum Betreuungsprobleme. AHS-Direktorensprecherin Zins will den Eltern ebenfalls empfehlen, infizierte Kinder daheimzulassen, „zum Auskurieren und zum Schutz der anderen“ - falls die Richtlinien des Bildungsministeriums das zulassen.

Sie rechnet allerdings auch damit, dass hier der Schutz im Vordergrund stehen wird. Noch kenne sie die genauen Vorgaben des Ministeriums nicht, diese sollen erst am 29. August bekanntgegeben werden. Eine besondere Erleichterung für den Schulbetrieb bringt die Möglichkeit, infiziertes Personal einzusetzen, aus ihrer Sicht jedenfalls nicht.

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