Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro, der vor Kurzem in den Wahlkampf gestartet ist, hat am Donnerstag vor der Präsidentenresidenz in der Hauptstadt Brasilia Selfies mit Anhängern gemacht. Dabei war aber auch ein YouTuber, der ihn provozierte und beleidigte, woraufhin Bolsonaro der Kragen platzte: Er ging auf den jungen Mann los. Ein Video zeigt den Vorfall (siehe oben).
Der YouTuber namens Wilker Leão filmte sich dabei, wie er dem Staatsoberhaupt kritische Fragen stellte. Eine auf den Aufnahmen nicht zu sehende Person warf Leão daraufhin zu Boden, worauf der YouTuber dem Präsidenten eine Reihe von Schimpfwörtern wie „Feigling“ und „Penner“ zurief.
„Nicht filmen“
Der bereits in seinen Wagen eingestiegene Bolsonaro stieg wieder aus, lief mit den Worten „Komm her, ich will mit dir reden“ auf Leão zu, versuchte, nach dessen Handy zu greifen, packte ihn am Hemd und dann mit beiden Händen am Arm. Sicherheitsleute gingen rasch dazwischen und führten Leão weg. „Nicht filmen, nicht filmen“, sagt dabei Bolsonaro auf dem vom Nachrichtenportal G1 veröffentlichten Video zu seinen Unterstützern.
Minuten später führten die Widersacher dann - getrennt von Bodyguards - ein kurzes Gespräch. „Sie können mit mir reden, so viel Sie wollen, kein Problem, aber warum so aggressiv?“, fragte Bolsonaro. Die Antwort des Kritikers: Als er versucht habe, höflich zu sprechen, sei ihm der Zugang verwehrt worden.
Gewaltbereiter Präsident
Dass Bolsonaro nicht zimperlich ist, hat er schon früher in Auseinandersetzungen, oft mit der Presse, unter Beweis gestellt. Im Jahr 2020 sagte er zu einem Journalisten: „Ich möchte Ihnen ins Gesicht schlagen“, und deutete einmal an, dass er gerne Anhänger der rivalisierenden Arbeiterpartei erschießen würde.
Bolsonaro und sein Herausforderer Luiz Inácio Lula da Silva hatten am Dienstag offiziell ihren Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl im Oktober begonnen. Umfragen sehen den linken Ex-Präsidenten Lula klar vor dem Amtsinhaber.
Bolsonaro in Umfrage hinten
In einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Datafolha kommt der 76-jährige Lula auf 47 Prozent, der 67-jährige Bolsonaro auf 32. Der rechtsradikale Präsident konnte im Vergleich zum Vormonat aber den Rückstand auf seinen Herausforderer um drei Punkte verkürzen. Gewinnt keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang vom 2. Oktober mehr als 50 Prozent der Stimmen, kommt es am 30. Oktober zur Stichwahl.
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