Seit Donnerstag dürfen russische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen nicht mehr mit einem von Estland ausgestellten Schengen-Visum in ihr Nachbarland einreisen. Die Arbeitsbelastung hätte sich jetzt noch „nicht wesentlich erhöht“, berichtete der Grenzschützer Mark Smirnov von der Kontrollstelle in Narva. Einreiseverbote hätten „nur vereinzelt“ ausgesprochen werden müssen.
Das liegt aus der Sicht des Grenzbeamten daran, dass sich die Informationen über die Beschränkungen gut in Russland verbreitet hätten. Darüber hinaus habe Estland schon seit einigen Monaten keine neuen Touristenvisa mehr ausgestellt.
Umgehen von Flugverbot
Der Hintergrund der neuen Regelung ist der Krieg in der Ukraine. Die Europäische Union hatte den Luftraum für russische Flieger wenige Tage nach Kriegsausbruch gesperrt. Über Finnland und Estland, aber auch andere Länder, wird das Verbot immer wieder umgangen. Die estnische Regierung macht sich daher auch für einen grundsätzlichen Stopp von Touristenvisa für Russen und Russinnen in der EU stark.
Vom Einreiseverbot ausgenommen sind derzeit Russen und Russinnen mit Wohnsitz in Estland, Aufenthaltsrecht oder Verwandten im baltischen EU-Land. Darüber hinaus dürfen auch Menschen aus Russland einreisen, die Visa anderer EU-Länder haben, die für den gesamten Schengenraum gelten. „Unser Telefon klingelt öfter als sonst. Die Leute fragen, ob sie in ihrem konkreten Fall die Grenze überqueren dürfen“, sagte Smirnov am Donnerstagabend.
Unser Telefon klingelt öfter als sonst.
Mark Smirnov, Grenzschützer in Estland
Einreiseverbote hätten bisher nur vereinzelt ausgesprochen werden müssen, da die Menschen gut informiert gewesen seien. „Unsere Arbeit am Grenzübergang läuft gegenwärtig in einem recht normalen Rhythmus ab“, beschrieb Smirnov. Laut Behördenangaben passierten zuletzt täglich etwa 2500 russische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen die Grenze nach Estland. Knapp die Hälfte von ihnen hatte ein Touristenvisum.
Folgen weitere Ländern?
Derzeit prüft auch Finnland Möglichkeiten, wie es Touristenvisa für Russen und Russinnen beschränken kann. Die Regierungen in Dänemark und Norwegen haben geäußert, diese Diskussion führen zu wollen. Von Deutschlands Kanzler Olaf Scholz kam hingegen Ablehnung.
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