Innerhalb weniger Sekunden brach die Hölle los, die am Donnerstag zwei Mädchen das Leben kostete. Der Gewitterschauer brachte orkanartige Böen mit sich - wie kam es dazu?
Alle Wetterdienste hatten vor schweren Gewittern und Niederschlägen in Kärnten gewarnt, aber mit der enormen Intensität des Sturms im Lavanttal hatte die Bevölkerung nicht gerechnet. „Da sind einige Faktoren zusammengekommen“, erklärt Michael Tiefgraber, ZAMG-Meteorologe am Flughafen Klagenfurt.
„Am Rand des Höhentiefs, das derzeit vom Mittelmeer zu uns zieht, hat sich gestern eine gefährliche Gewitterlinie gebildet. Diese ist dann auf die trockene und heiße Luft in Unterkärnten getroffen.“ Das Höhentief, von dem all diese Zerstörung ausgeht, konnte sich auch dank der extrem hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer bilden.
Höhere Temperaturen in Wasser und Luft transportieren Feuchtigkeit in immer größerer Höhen. Diese Höhentiefs haben deutlich mehr Energie und können Starkregen und besonders große Hagelkörner mit sich bringen.
Hildegard Kaufmann, Leiterin der Klimatologie ZAMG
Gefährliches Gewitterphänomen
Gewitterlinien können sich vor Tiefdruckgebieten bilden, wenn sich einzelne Zellen zusammenschließen. Die Gewitter in so einem System verstärken sich gegenseitig.„An der Spitze von Gewitterlinien stürzt mit dem Niederschlag eisig kalte Luft Richtung Boden“, beschreibt Michael Tiefgraber das Phänomen: „Wenn der Regen und die kalte Luft dann, so wie gestern, auf eine heiße und trockene Schicht treffen, bilden sich plötzlich orkanartige Sturmböen.“ Diese Böen, die Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreichten, entwurzelten die Bäume am St. Andräer See, die dann auf die Badegäste stürzten.
Starkregen in Oberkärnten
„In Oberkärnten hatte es schon davor immer wieder geregnet und damit die Luft auch abgekühlt - die Gewitter hatten dort weniger Energie“, erklärt der Meteorologe. „Deswegen blieb die Region von Stürmen verschont und hatte ‚nur‘ mit Starkregen zu kämpfen.“
Noch keine Entwarnung
Auch am heutigen Freitag rechnen die Meteorologen vom ZAMG mit Gewittern. „Es kann leider noch keine Entwarnung gegeben werden - die Starkregen- und Gewittergefahr besteht weiterhin“, warnt Tiefgraber. „Aber durch die niedrigeren Temperaturen ist das Sturmrisiko weniger stark ausgeprägt.“
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