Michael Jackson ist sein großes Idol, der Moonwalk funktioniert einwandfrei und mit seiner flotten Tanztruppe war Jason Derulo das absolute Pop-Highlight am Eröffnungstag des Frequency Festivals. Der geborene Musiker aus Florida hat sich als TikTok-Star über die letzten Jahre eine zweite Weltkarriere erarbeitet und Donnerstagabend die Massen in St. Pölten mit guter Laune, tollen Hits und atemberaubenden Tanz-Choreografien begeistert. Um 2 Uhr morgens nach seinem fulminanten Gig empfing er uns zum kurzen Gespräch über den tollen Auftritt, seine Fähigkeiten als Geschäftsmann und wieso die Pandemie ein einziger Gewinn für ihn war.
„Krone“: Jason, du hattest als Headliner am ersten Haupttag des Frequency-Festivals sichtlich großen Spaß…
Jason Derulo: Es war wirklich eine Riesenfreude und ich habe schon lange kein so euphorisches Publikum mehr gesehen. Die Energie hat wirklich gepasst. Ich bin ziemlich oft in Europa und fühle mich hier immer gut. Ich kriege von den Fans viel zurück und heute war es ganz besonders.
Für dich waren die letzten zweieinhalb Jahre in der Pandemie gar nicht so schlimm, weil du tolle Songs veröffentlicht hast und konstant Erfolg hattest.
Ich lebe den Traum, anders kann man das nicht bezeichnen. (lacht) In der Pandemie hat sich der Charakter eines jeden Menschen gezeigt und gefestigt. Ich bin jetzt schon eine Zeit lang unterwegs und vermisse meine Familie sehr. Früher war das Leben auf Tour für mich ganz üblich, aber jetzt merke ich, dass ich mehr Abwechslung brauche. So sehr ich die Shows liebe, ich freue mich auch darauf, wieder heimzukommen.
Bemerkst du bei dir selbst einen Unterschied zwischen den Liveshows vor und jetzt nach der Pandemie?
Die Leute sind viel begeisterter und nehmen die Shows und Partys nicht mehr für selbstverständlich, aber das gilt auch für mich und meine Kollegen. Ich bin zwei Jahre lang wortwörtlich in meinem eigenen Bett aufgewacht und das ist für einen Musiker nicht üblich. Es waren verrückte und herausfordernde, aber auch lehrreiche Jahre. Jetzt renkt sich alles wieder ein und ich bemerke noch mehr als früher, wie schön es ist, so ein Leben führen zu dürfen. Ich liebe es zu performen und so wie heute vor 50.000 Fans zu spielen ist das größte. Natürlich liebe ich meine Familie und die Kreativität, wenn man Songs schreibt, aber eine gute Show übertrifft nichts.
Du gehörst zu den Top-15 weltweit auf TikTok und hast die Plattform früh besser verstanden als die meisten anderen und daraus hast du dir eine zweite Erfolgskarriere gebastelt. Ist dieses Tool aber nicht manchmal auch wie ein Fluch, weil du die Fans permanent mit Postings füttern musst?
Fluch ist etwas zu hart gesagt, aber ich nehme mir jeden Tag dafür Zeit und versuche mit so viel Spaß wie möglich etwas Gutes daraus zu basteln. Natürlich ist das nicht immer gleich einfach.
Ein Highlight deines Frequency-Auftritts war das flotte R&B-Cover von Andrea Bocellis „Time To Say Goodbye“, das du anfangs mit Opern-Bariton intoniert hast. Bist du eigentlich auch ein Fan von Klassischer Musik?
Ich habe Klassische Musik studiert und in der Schule gab es gar nichts anderes. Ich sehe mich jetzt aber nicht als Opernsänger, kann mir aber gut vorstellen, einmal in einem Musical mitzuspielen und dort Klassik einfließen zu lassen.
Du bist Musiker, Sänger, Tänzer, Schauspieler und Geschäftsmann, tanzt auf unheimlich vielen Hochzeiten. Wie befruchten sich diese verschiedenen Felder gegenseitig?
Ich versuche meine Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Ich hatte in der Musik und auch wirtschaftlich immer große Ziele und denen jage ich unaufhaltsam nach. Wirtschaftlich will ich die Marke Derulo natürlich aufbauen und finanziell absichern, sodass nicht nur mein Leben, sondern auch das meiner Kinder und der zukünftigen Generationen gut abgesichert ist. Ich habe in allen Bereichen große Vorhaben und muss mich oft selbst bremsen, weil die Dinge manchmal Zeit brauchen. Schritt für Schritt geht es voran.
Für viele Musiker ist die wirtschaftliche Seite des Musikgeschäfts ein Graus, weil sie ihnen Zeit und Kreativität raubt. Bei dir scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein…
Mit dem Alter wurde mir immer bewusster, dass die ganze Kreativität nichts hilft, wenn man nicht weiß, wie man sein Geld spart oder investiert. Ich war anfangs nur leicht interessiert, entwickelte aber zunehmend eine Art Obsession für finanzielle Themenbereiche. Ich stelle mir immer die Frage, wie ich fünf Dollar verdoppeln kann und das dann immer so weitergeht.
Wie schaut es musikalisch bei dir aus in näherer Zukunft? Worauf dürfen wir uns freuen?
In ein paar Wochen erscheint der Song „Won’t Forget You“ mit Shouse und die Energie beim Frequency war heute so gut, dass ich den Song spontan in das Set eingebaut und live gespielt habe. Er wurde unglaublich gut aufgenommen, es war eine Art Outro und die Leute sind total dazu abgegangen. Wenn ich mir diese Reaktionen darauf so ansehe, dann könnte das ein wirklich großer Hit werden. Ich freue mich schon darauf, das fertige Produkt präsentieren zu können.
Gehört die Live-Vorstellung eines brandneuen Songs zu einer der letzten Dinge, die dich als routinierten, alten Hasen im Geschäft vielleicht noch nervös machen?
Ich bin eigentlich nie nervös, sondern einfach vorfreudig und dankbar, wenn die Leute etwas Neues annehmen. Wenn man einen neuen Song das erste Mal spielt, sind die Reaktionen darauf meist sehr verhalten, aber ihr Österreicher habt mich völlig weggeblasen. Das war einfach sensationell.
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