Die Zukunft Facebooks liegt im Metaverse - einem digitalen Paralleluniversum, in dem wir, wenn es nach den Wünschen von Firmengründer Mark Zuckerberg geht, künftig nicht nur verstärkt miteinander kommunizieren, sondern etwa auch unsere Freizeit gestalten, arbeiten und letztlich Geld ausgeben sollen. Vision und Wirklichkeit klaffen derzeit allerdings noch weit auseinander, wie ein von „Zuck“ veröffentlichter Screenshot zeigt. Das Netz reagiert mit Spott und Häme.
Unter Metaverse versteht die Branche eine Welt, in der physikalische Realität mit erweiterter (augmented reality, AR) und virtueller Realität (VR) in einer Cyber-Welt verschmelzen. Wichtige Bestandteile in dieser Welt sind auch digitale Währungen wie Bitcoin und Ethereum, mit denen unter anderem virtuelle Grundstücke, digitale Kunst, Gegenstände für Games oder digitale Statussymbole erworben werden können. Der Begriff Metaverse stammt vom amerikanischen Schriftsteller Neal Stephenson, der ihn erstmals 1992 in seinem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ verwendete.
In den USA setzt vor allem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf das Metaverse und nannte deshalb den Facebook-Konzern in Meta um. Als eines der ersten Eintrittstore in die neue virtuelle Welt gilt das hauseigene VR-Online-Game „Horizon Worlds“, das seit diesem Dienstag nun auch in Frankreich und Spanien betreten werden kann, wie Zuckerberg stolz in einem Facebook-Posting verkündete. „Wir freuen uns darauf zu sehen, wie Menschen immersive Welten erforschen und bauen, und darauf, dies bald in weiteren Ländern anzubieten“, schrieb er.
„Wie die bemalten Wände einer verlassenen Kindertagesstätte“
Ein beigefügter Screenshot, der Zuckerberg als Avatar vor dem Pariser Eiffelturm sowie der Kathedrale Sagrada Familia in Barcelona zeigt, sorgte im Netz allerdings eher für Spott und Häme denn Begeisterung. „Wenn dein Kernprodukt wie die bemalten Wände einer verlassenen Kindertagesstätte aussieht, sollte man sich schon hinterfragen“, kritisierte etwa John McCarthy von der US-Website „The Drum“ auf Twitter und empfahl dem Facebook-Mutterkonzern Meta, damit aufzuhören. „Es sieht nicht wie ein echtes Produkt aus. Daran ist nichts ,immersiv‘“, schrieb er.
„Hässliches VR-Selfie“
„Soweit ich das beurteilen kann, ist das Metaverse also nichts anderes als ,Animal Crossing‘ (ein Spiel von Nintendo, Anm.), nur dass du von Mark Zuckerberg gejagt wirst“, kommentierte US-Comedian Andrew Nadeau als Replik auf Twitter-Nutzer @ordinarythings, der Zuckerbergs VR-Selfie zuvor „hässlich“ geschimpft hatte und prophezeite, dass das Metaverse „in der Dunkelheit sterben“ werde. Ein anderer Twitter-Nutzer amüsierte sich: „Milliarden und Abermilliarden wurden hineingesteckt, und das ist das Ergebnis.“ Die Grafik erinnere ihn an das populäre Videospiel „Die Sims“, sehe nur „schlimmer“ aus, zudem hätten die Avatare „nichts unter dem Torso“.
Twitter-Nutzer MrMandolino verglich Zuckerbergs „viel gehyptes“ Metaverse indes mit „PlayStation Home“, einer bereits 2008 von Sony gegründeten und 2015 wieder eingestellten Plattform, in der sich PlayStation-Gamer austauschen und zum gemeinsamen Spielen verabreden konnten. Der Vergleich zeigt: „PlayStation Home“ sah bereits damals bedeutend besser aus als „Horizon Worlds“ heute. Auch unter Zuckerbergs Posting selbst fühlten sich viele Nutzer aufgrund der Retro-Grafik eher an längst vergangene Tage erinnert als an eine virtuelle Welt der Zukunft.
Inwiefern Meta die Optik von „Horizon Worlds“ noch überarbeiten und verbessern wird, bleibt abzuwarten. Angesichts ihres derzeitigen Zustandes wird Zuckerberg aber wohl noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die Massen für seine Vision zu begeistern.
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