Eigentlich sind Tierschützer dafür verantwortlich, Vierbeiner aus Notlagen zu befreien, ihnen Unterschlupf und Versorgung zu gewähren und dann letztendlich - sofern im besten Interesse des Tieres - an ein neues, liebevolles Zuhause zu vermitteln. Noch blinde und von Parasiten befallene Fundtiere auf der Online-Verkaufsplattform Willhaben zu inserieren, und dafür auch noch 40 Euro zu verlangen, ist also eine klare Themenverfehlung. Genau das tat aber ein Verein in Niederösterreich - und zeigte sich auf Nachfrage hin uneinsichtig. Die „Krone Tierecke“ schaltete den Amtstierarzt ein.
In dem Inserat, das mittlerweile von Willhaben entfernt wurde, stand Unglaubliches geschrieben: „Drei ganz kleine Katzenbabys suchen jemanden, der sie mit der Hand aufzieht. Sie sind noch blind und wurden heute verstreut in einem Garten gefunden. Sie waren mit Fliegeneiern befallen und hatten Flöhe. Wer hat Zeit und Lust, sich dieser Aufgabe zu widmen?“ Tierärztin Ute Mehl aus dem Bezirk St. Pölten Land stolperte zufällig über die Anzeige, und traute ihren Augen nicht.
Kätzchen gehören in Experten-Hände
Was ist das für ein Tierschutzverein, der gerade eben gefundene Vierbeiner verscherbeln will? Ute Mehl rief die angegebene Nummer an, und wollte die Kitten zu sich nehmen - um sie gesundzupflegen, wie es sich gehört. Denn die Katzenbabys hätten wohl mindestens eine Woche lang Infusionen bekommen müssen, weil sie so ausgetrocknet waren. Durch die Flöhe waren sie anämisch und extrem gefährdet für Infektionen. Sie hätten also eigentlich nur in tierärztliche Versorgung abgegeben werden dürfen.
Seit 2017 gibt es ein Online-Verkaufsverbot für Tiere. Davon ausgenommen sind Tierschutzvereine und Tierheime sowie Züchter, die ihren Status nachweisen müssen. Bei der von Vereinen benötigten „Bewilligung zur Tierhaltung“ handelt es sich um eine Bestätigung und Erlaubnis der Behörde, dass die Tiere artgerecht und unter bestimmten Voraussetzungen gehalten werden (Bewilligung gem. §31 (1) TSchG).
Hinter der Anzeige steckt eine Tierärztin
Doch man lehnte ihr Anliegen ab, bezeichnete sie als lästig und verkündete, dass man über Willhaben bereits eine geeignete Abnehmerin gefunden habe. Unglaublich: Hinter der Aktion soll eine Frau stecken, die selbst praktizierende Veterinärin ist! Hilfesuchend wandte sich Frau Mehl an die „Krone Tierecke“, die umgehend Kontakt mit der Bezirkshauptmannschaft aufnahm.
„Krone Tierecke“ alarmierte Amtstierarzt
Die Antwort folgte innerhalb kürzester Zeit: „Es wurden bereits weitere Veranlassungen getroffen. Unsere Amtstierärztin wird persönlich vor Ort den Verbleib der Katzen prüfen.“ „Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner: „Selbst wenn es gesetzlich erlaubt sein sollte - als Tierärztin und Tierschutzverein so zu agieren, ist mehr als bedenklich. Die Aufzucht von so jungen Tieren ist extrem schwierig und sollte nur von Profis gemacht werden, damit es eine Überlebenschance gibt.“ Es bleibt zu hoffen, dass auch der „Tierschutzverein“ einer genauen Prüfung unterzogen wird, damit so etwas nie wieder vorkommen kann ...
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.