Energieagentur warnt:

Eingriff in Strommarkt möglich, aber folgenschwer

Wirtschaft
19.08.2022 15:31

Experten und Expertinnen der Österreichischen Energieagentur halten einen Eingriff in den europäischen Strommarkt für denkbar. Allerdings könne es mögliche unerwünschte Folgen geben, wie erst recht höhere Preise. Bei der aktuellen Krise handle es sich um ein „Marktversagen“, sagte Karina Knaus in einer Folge des Podcasts „Petajoule“.

Das sei daran zu erkennen, dass die Preise für alle Energieträger mit dem Preis für Erdgas in die Höhe gehen würden. Diese Situation erinnert Knaus an die Ölkrise in den 1970er-Jahren mit den damals jahrelang hohen Energiepreisen und Inflationsraten. Der Ausweg wäre schon damals mehr Energieeffizienz und ein Ausbau der erneuerbaren Energien gewesen.

Teuerstes Kraftwerk bestimmt Preis
Aktuell bestimmt das teuerste Kraftwerk, das nötig ist, um die Nachfrage nach Strom zu decken, den Preis. Derzeit sind das europaweit Gaskraftwerke oder Atom- und Kohlekraftwerke, da diese wegen der Lieferkürzungen Russlands und infolge der austrocknenden Flüsse in Deutschland und Frankreich extrem hohe Preise haben. Wasserkraftwerke, Windräder und Fotovoltaik-Anlagen ziehen dann nach und verzeichnen hohe Gewinne.

Atomkraftwerk Chmelnyzkyj in der Westukraine (Bild: Wikimedia Commons/RLuts/CC BY 3.0)
Atomkraftwerk Chmelnyzkyj in der Westukraine

Laut Christian Furtwängler von der Energieagentur wäre es genauso möglich, „dass jeder genau den Preis erhält, den er auch geboten hat.“ Der Großhandelsstrompreis wäre damit der volumengewichtete Mittelwert. „Das klingt im ersten Moment total toll, weil alle natürlich die bisherige Form (...) vor Augen haben. Das Problem ist, dass man in einem solchen Marktsystem nicht von einem gleichen Verhalten ausgehen darf“, sagte der Experte. Die Stromproduzenten würden in solch einem Fall wohl weniger Geld auf dem Markt bieten. Man würde versuchen zu erraten, wer denn jetzt gerade das teuerste Kraftwerk sein könnte und versuchen, ein bisschen darunterzuliegen, sagte Furtwängler.

Dieses System könnte die Preise gar in die Höhe treiben. Eine Möglichkeit ist es etwa, dass sich die Konkurrenten und Konkurrentinnen nicht absprechen. Aktuell bieten Stromproduzenten laut der Energieagentur ihre Grenzkosten, sprich Kosten, die durch eine zusätzlich produzierte Einheit anfallen. Am Freitag ist der Gaspreis in Europa weiter gestiegen. Der als Referenz geltende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden erreichte am Mittag den Preis von 249 Euro pro Megawattstunde.

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