Lokal der Sturm-Fans

Kult-Wirt sperrt zu: „Totalversagen der Regierung“

Steiermark
20.08.2022 08:45

Gestandene Wirtshäuser verschwinden zusehends aus dem Grazer Stadtbild. Jetzt wirft auch „Sturmwirt“ Ralf Windisch das Handtuch und schließt sein legendäres Lokal am Augarten. Er hat die Turbulenzen in der Gastro satt.

Direkt gegenüber der Augartenwiese, wo der SK Sturm Graz seine Geburtsstunde erlebte, betreibt Ralf Windisch seit 23 Jahren eine wahre Institution für eingefleischte „Schwoaze“ und Freunde gediegener Wirtshauskultur. Am Gastgarten von „Ralfs Come In“ prangen die Konterfeis von Sturm-Legenden wie Ivica Vastic, Mario Haas oder Ivica Osim.

Unzählige SK-Sturm-Devotionalien zeugen von gelebter Fan-Kultur. (Bild: Christian Jauschowetz)
Unzählige SK-Sturm-Devotionalien zeugen von gelebter Fan-Kultur.

Beim Betreten des Lokals offenbart sich eine eigene Welt mit einzigartigem Flair: Unzählige signierte Trikots, Bilder, Schals und alle nur erdenklichen Fan-Devotionalien in uriger Wirtshaus-Atmosphäre zeugen von gelebter Fan-Kultur. Nicht umsonst ist Windisch offizieller Sturm-Botschafter: „Ich wollte von Anfang an ein Sturm-Lokal machen.“

Eine Oase für Fußballfans
Zahlreiche Sturm-Originale sind hier eingekehrt und mit den Fans auf Tuchfühlung gegangen. Aber Fußball wird im Lokal vereinsunabhängig großgeschrieben: „Wir haben mehrere Fernseher und übertragen etwa auch die deutsche und englische Liga“, sagt Windisch.

Ralf Windisch ist offizieller „Sturmwirt“. (Bild: Christian Jauschowetz)
Ralf Windisch ist offizieller „Sturmwirt“.

Beliebt ist das Gasthaus aber nicht nur bei Fans des runden Leders, sondern auch wegen der bodenständigen Wirtshausküche. Hier kommen noch Klassiker wie Beuschel oder geröstete Leber zu günstigen Preisen auf den Tisch.

Teuerungswelle als Tüpfelchen auf dem i
Doch Ende August ist damit vorerst Schluss: Ralf Windisch hat von den Turbulenzen in der Gastro die Nase gestrichen voll und sperrt sein Lokal zu. Schon mit dem Aus für Spielautomaten und dem Rauchverbot habe er gehadert. Die Pandemie war der nächste Rückschlag. Hinzu kommt die sich seit Jahren zuspitzende Personalkrise. „Wir suchen seit zwei Jahren quasi ständig Kellner und Köche“, sagt der „Sturmwirt“. Die aktuelle Teuerungswelle brachte das Fass zum Überlaufen: „Ich zahle jetzt zum Beispiel für Frittierfett mehr als das Doppelte. Die Preise kann ich an meine Gäste einfach nicht weitergeben“, ärgert sich der Wirt und ortet ein Totalversagen der Regierung.

Ralfs Come In in der Grazer Neuholdaugasse ist ein Kult-Lokal, nicht nur für eingefleischte Sturm-Fans. (Bild: Christian Jauschowetz)
Ralfs Come In in der Grazer Neuholdaugasse ist ein Kult-Lokal, nicht nur für eingefleischte Sturm-Fans.
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„Ich zahle jetzt zum Beispiel für Frittierfett mehr als das Doppelte. Die Preise kann ich an meine Gäste einfach nicht weitergeben.“

Wirt Ralf Windisch

Das Aus für „Ralfs Come In“ reiht sich ins allgegenwärtige Wirte-Sterben ein. So haben in Graz heuer etwa schon das Gasthaus Schwarzer Adler in der Leonhardstraße oder der alteingesessene Ungerwirt zugesperrt.

Für Stammgäste gibt es aber einen Lichtblick: Windisch ist im Gespräch mit einem neuen Pächter, der das Lokal im gleichen Stil weiterführen möchte.

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