Interview mit Retter

„Verletzte sind schreiend auf uns zugerannt“

Kärnten
20.08.2022 05:55

Wasserretter Christian Hafner (26) spricht über die dramatischen Minuten während des Einsatzes am St. Andräer See in Kärnten.

„Krone“: Herr Hafner, wie geht es Ihnen nach dem tragischen Vorfall am St. Andräer See?
Christian Hafner: Es ist einfach schrecklich, was passiert ist. Viele von den Einsatzkräften realisieren erst jetzt, was vorgefallen ist - und das gilt es aufzuarbeiten. Es hilft auch, dass wir bereits in der nächsten Phase sind und uns auf die Aufräumarbeiten konzentrieren. Wir müssen unsere Einsatzstelle für den regelmäßigen Dienst am Badesee wieder fit machen.

Christian Hafner, Leiter der Wasserrettung am St. Andräer See, war als Ersthelfer nach dem Unwetter vor Ort, das zwei Mädchen das junge Leben gekostet hat. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Christian Hafner, Leiter der Wasserrettung am St. Andräer See, war als Ersthelfer nach dem Unwetter vor Ort, das zwei Mädchen das junge Leben gekostet hat.

Wie haben Sie das Unwetter persönlich erlebt?
Ich bin mittlerweile seit 13 Jahren ehrenamtlicher Rettungsschwimmer hier am See und traue mich deshalb zu behaupten, dass ich das Wetter wirklich gut kenne und auch einschätzen kann. Aber das, was am Donnerstag passiert ist, war nicht absehbar. Es ist sich nicht einmal mehr richtig ausgegangen, die Badegäste über die Wetterwarnung zu informieren, weil binnen zehn Sekunden der Orkan über das Areal hinweggefegt ist.

(Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)

Wie kann man sich die Situation danach vorstellen?
Es war ein großes Chaos. Die Menschen haben rundherum geschrien, dann sind auch schon die ersten Verletzten auf uns zugerannt. Eine Mutter hat uns ihre reglose Tochter in die Arme gedrückt. Es war entsetzlich. Meine Kollegen und ich haben praktisch von der ersten Minute weg reanimiert. Ein besonderes Lob gilt dabei unseren jungen Rettungsschwimmern. Die haben mit ihren zwölf bis 14 Jahren die Verletzten so professionell versorgt und Druckverbände angelegt wie es vermutlich mancher Erwachsene nicht schaffen würde. Alle zusammen haben wirklich Großartiges geleistet!

Wie wird man solche einprägsamen Bilder wieder los bzw. wie schafft man es, diese zu verarbeiten?
In erster Linie wird mit den Kollegen über Erlebtes gesprochen und der Einsatz nochmals beleuchtet - so auch am Donnerstag noch vor Ort. Vom Roten Kreuz gibt es neben dem Kriseninterventionsteam auch speziell ausgebildete Mitarbeiter, die Stressreaktionen erkennen und darauf achten, wie es den Einsatzkräften geht. In Gesprächen zum Thema Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen kann - je nachdem wie lange man will und braucht - über das Erlebte geredet werden. So fällt das Verarbeiten oft leichter.

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