Die Erweiterung des Einkaufszentrums in Siegendorf sorgt für Wirbel. In der Bevölkerung ist nur wenig Begeisterung spürbar. Kritik kommt nun auch von Landwirten und der Politik.
Der Unmut über die Erweiterung des Einkaufszentrums in Siegendorf ist groß. In der Region gebe es schon genug Gewerbeparks, hört man beim Einkaufen. „Unsere Gemeinde wird immer mehr zur Betonwüste“, zürnt Gerhard Jilli, Siegendorfs grüner Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl.
„Hier passiert ein Ökozid!“
Auch die Bio-Landwirtin Martina Schmit aus Zagersdorf, sie hat auf dem Areal seit 20 Jahren einen zwei Hektar großen Grund gepachtet, kritisiert das Bauprojekt scharf: „Hier passiert ein Ökozid! Aus Profitgier bereichern sich einige wenige auf Kosten aller anderen. Aber unsere Lebensmittel wachsen nicht in Supermärkten, Fast-Food-Lokalen und Hotels, sondern auf den Feldern, die wir Landwirte bestellen.“ Diese Gründe würden in Siegendorf als ,Erste Klasse‘ bezeichnet, weil es sich um sehr fruchtbare Böden handelt. Schmit: „Dass diese jetzt asphaltiert und zubetoniert werden, ist verantwortungslos und im Hinblick auf den Klimawandel purer Wahnsinn!“
Auch Schmits Sohn Martin, er studierte Agrar-und Nutzpflanzenwissenschaften und ist ebenfalls Bio-Landwirt, bereitet der Landverbrauch Sorgen: „Warum baut man das Hotel und die Tankstelle nicht auf bereits versiegeltem Boden? Ringsum gibt es genug Gewerbegebäudeleichen, die man dafür hätte abreißen oder umbauen können.“ Fahren die Bagger auf, seien diese Böden hier für immer verloren. „Wenn es so weitergeht, werden wir wahnsinnig viele Einkaufsmöglichkeiten haben. Doch unsere Lebensmittel werden wir nicht mehr selbst produzieren können, sondern teuer aus dem Ausland einkaufen müssen. Diese Abhängigkeit schadet der heimischen Wirtschaft enorm.“
„Kein Einfluss“ der Bürgermeisterin
Das ist auch Siegendorfs Bürgermeisterin Rita Stenger von der SPÖ bewusst. Deshalb wünscht sie sich ein Wirtschaften „im Einklang mit der Natur“ und bedauert, dass sie „keinen Einfluss“ auf die aktuellen Entwicklungen habe. Denn die Flächenumwidmungen fanden vor ihrer Amtszeit statt: „Ich habe zwei kleine Kinder und möchte, dass sie in einer gesunden Umgebung aufwachsen. Daher ist mit Gewerbebauten in Siegendorf nun Schluss! Solange ich Ortschefin bin, wird es keine weiteren mehr geben.“
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