Gegen Einmalzahlungen

ÖGB-Chef will „nachhaltige Reallohnerhöhung“

Politik
20.08.2022 13:47

Für die kommende Herbstlohnrunde fordert der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Wolfgang Katzian, eine „nachhaltige Reallohnerhöhung“. Nachhaltig bedeute, diese in den Kollektivverträgen zu verankern, nicht mit Einmalzahlungen vorzugehen, sagte Katzian. Basis müsse die „rollierende Inflation der vergangenen zwölf Monate“ sein. Eine Verhandlungsbasis unter diesem Wert sei für keine einzige Teilgewerkschaft denkbar.

Einmalzahlungen, die von der Wirtschaft steuerfrei angedacht werden, sollte der Finanzminister mitmachen, hätten einen großen „Schönheitsfehler“, so Katzian am Samstag im Ö1-„Mittagsjournal“: „Einmal und dann nix mehr. Das kann nie ein Ersatz sein (für das Vorgehen über den KV, Anm.), denn die Preise bleiben hoch. Ich brauche KV-Abschlüsse, die nachhaltig sind.“

Schätzungen zufolge dürfte die durchschnittliche Jahresteuerungsrate für die anstehende Pensionsanpassung bei 5,8 Prozent liegen. Zuletzt (im Juli) lag die Inflationsrate bei 9,2 Prozent, so die Statistik Austria.

Lohnerhöhungen folgen Preissteigerungen
Als „Humbug“ bezeichnete es Katzian, wenn die Arbeitgeberseite mit einer drohenden Lohn-Preis-Spirale argumentiere. Die Lohnerhöhungen würden den Preissteigerungen folgen, nicht umgekehrt. Auf Basis der durchschnittlichen Inflation der vorigen zwölf Monate - die üblicherweise in einer ersten Verhandlungsrunde außer Streit gestellt wird - gehe es dann weiters um das Wachstum in den Branchen, die Produktivitätsentwicklung und Lohnstückkosten, so der oberste Gewerkschafter.

„Geht der Gewerkschafter durchs Zimmer, stimmen die Prognosen nimmer“, sagte Katzian zum Hinweis, dass die Wirtschaft vor einer sich eintrübenden Konjunktur warne. Das sei jedes Jahr der Fall. „Irgendwann im August“, also bevor dann im September die richtungsweisenden Metaller-KV-Verhandlungen beginnen, würden von der Arbeitgeberseite dunkle Wolken auf den vorher noch sonnigen Konjunkturhimmel gemalt, so der Gewerkschafter sinngemäß.

Fokus wohl eher beim Geld
Auch die Arbeitszeit ist und bleibe Thema. Allzu lange habe es keine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung mehr gegeben, die letzte große war die 40-Stunden-Woche. Es gebe viele Entwicklungen und Rahmenbedingungen, die eine Verkürzung nötig machten, so Katzian. In vielen Kollektivverträgen gibt es inzwischen auch etwas kürzere Arbeitszeiten. Heuer werde es aufgrund der extremen Teuerung aber „wohl eher ums Geld“ gehen, sagte der ÖGB-Chef, „ohne vorgreifen zu wollen“.

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