Stefan Pierer machte den österreichischen Motorrad-Hersteller KTM, den er 1991 nach einer Insolvenz wieder wachgeküsst hat, zur Weltmarke. Die „Krone“ traf den erfolgreichen Unternehmer zum Interview. Der Steirer sprach über Sport und Krisen - und spart dabei nicht mit Kritik an der Politik.
„Krone“: Herr Pierer, es ist Krisenzeit. Viele Menschen machen sich über Inflation, Teuerung und Energiepreise Sorgen. Viele dieser Menschen sind an diesem Wochenende aber auch als Motorsport-Fans in Spielberg, beim Heimrennen von KTM. Was bedeutet Ihnen das?
Stefan Pierer: Die vielen schlechten Nachrichten tun uns sicher nicht gut, beschäftigen uns. Der Sport kann hier tatsächlich eine Ablenkung sein. Alleine rund 5500 KTM-Mitarbeiter sind an diesem Wochenende am Red Bull Ring. Das ist wichtig, gibt uns ein Gemeinschaftsgefühl und ist sehr emotional.
Wir haben in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt eine Negativ-Auswahl in der Politik gehabt.
Stefan Pierer
Wie gehen Sie als Unternehmer und Chef der Industriellenvereinigung Oberösterreich mit den großen Krisen-Themen um?
Natürlich beschäftigen mich diese Themen und ich möchte mit meiner Erfahrung als Unternehmer auch helfen. Zur Inflation kann ich aber sagen, dass diese meiner Meinung nach leider oft falsch dargestellt wird. Begonnen hat alles in den Jahren 2009, 2010, 2011 in der Eurokrise sowie der Aussage ,Whatever it takes’ des damaligen Chefs der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. In zehn Jahren haben sich die Bilanzen der Notenbank verdoppelt. Dann kam Corona, wo man mit notwendigen Maßnahmen das Gelddrucken fortgesetzt hat. Das hat die Inflation extrem beschleunigt. Und nun die dramatische Situation in der Ukraine und die Energiekrise. Das wird alles noch heftig. Die Schuld sehe ich aber in der Politik - und bei der Notenbank.
Sie sagen, „die Politik hat keinen Plan“. Was meinen Sie damit?
Die Politik denkt nur über eine Legislaturperiode und fragt sich: Wie komme ich an? Anstatt strategisch zu sagen: Dort müssen wir hin, auch wenn ich am Ende vielleicht nicht gewählt werde. Und noch etwas muss ich dazu sagen: Wir haben in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt eine Negativ-Auswahl in der Politik gehabt. Wobei ich mich auch frage: Wer tut sich das heutzutage auch noch an?
Hatten Sie je Ambitionen, in die Politik zu gehen?
Nie!
Wir sind in einer extremen Krise. Um diesen Wohlstand zu halten, müssen wir mehr Leistung bringen.
Stefan Pierer
Immer mehr junge Arbeitnehmer pochen auf eine ausgewogene Work-Life-Balance, die Vier-Tage-Woche ist stark nachgefragt. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Das, was wir in den letzten zwei Generationen an Wohlstand geschaffen haben, entstand durch Leistung. Leistung heißt Arbeit pro Zeit. Und nicht Homeoffice und Vier-Tage-Woche. Wir sind in einer extremen Krise. Um diesen Wohlstand zu halten, müssen wir mehr Leistung bringen.
Sorgen Sie sich um die Leistungsbereitschaft in unserer Gesellschaft?
Die Leistungsbereitschaft ist sicher teilweise verloren gegangen. Aber das kommt wieder, da habe ich große Hoffnung. Viele Menschen sind demotiviert, weil die Steuerquote so hoch ist. Ich verstehe das. In meiner Generation konnte man sich noch einen anderen Wohlstand schaffen. Das muss wieder zurückkommen. Es muss ja auch nicht jeder so leben und schon gar nicht unter Zwang. Aber es gibt die Bereitschaft dafür. Allerdings sage ich auch ganz klar: Es muss sich für jene, die freiwillig bereit sind, mehr zu tun, am Ende auch in der Tasche rechnen.
Kommen wir wieder zum Sport. Mit KTM spielen Sie in der MotoGP im Konzert der Großen. Am Freitag haben Sie in Spielberg für die kommende Saison mit GasGas ein zweites Werksteam präsentiert. Was sind Ihre Ziele in der Motorrad-WM?
Unsere ersten fünf Jahre waren eine volle Zielerfüllung. Jetzt sind wir im ersten Jahr der nächsten Fünf-Jahres-Periode. Hier müssen wir den Weltmeistertitel holen! Mit Jack Miller haben wir einen neuen Fahrer bei KTM. Mit Pol Espargaró einen neuen bei GasGas. Ich würde auch gerne Miguel Oliveira weiter halten. Ich habe mit ihm schon mehrfach gesprochen und lasse ihn sicher nicht in Ruhe.
Zum Schluss: Sie leben und arbeiten in Oberösterreich. Wie viel Steirer steckt noch in Stefan Pierer?
Hier liegen meine Wurzeln. Die Steiermark bleibt eine Herzensangelegenheit.
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