Mit einer - inzwischen wieder gelöschten - Twitter-Meldung hat der Ständige Vertreter Russlands bei den internationalen Organisationen in Wien für Empörung gesorgt. „Keine Gnade für die ukrainische Bevölkerung“, kommentierte Michail Uljanow unter einen Beitrag des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Die Wortmeldung hat nun aber unmittelbare Folgen für den Diplomaten: Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zitiert ihn zu sich.
Uljanow, der seinen in englischer Sprache verfassten Tweet in der Folge löschte, fühlte sich missverstanden. Er trete „natürlich nicht“ für einen Völkermord an den Ukrainern ein, erklärte er in einem Telefonat mit der APA. „Wenn Sie lesen, was ich in den letzten Jahren auf Twitter schreibe, werden Sie nichts Verächtliches in Bezug auf das ukrainische Volk finden“, sagte der Diplomat.
Vielleicht hätte er jedoch anstelle eines Rufzeichens besser ein Fragezeichen schreiben sollen, meinte er. „Ich habe aber auf die Mitteilung von Selenskyj emotional reagiert - wieder nur Waffen, keine Diplomatie“, erläuterte er.
Schallenberg: „Nicht zu relativieren“
Dem Außenminister genügt diese Erklärung jedoch nicht. „Wir sind empört über die menschenverachtenden Aussagen des russischen Ständigen Vertreters und über seine Versuche, zu relativieren, was nicht zu relativieren ist“, erklärte Schallenberg gegenüber krone.at.
Schon für Sonntag wurde Uljanow daher ins Außenministerium zitiert: „Wir stehen für freie Meinungsäußerung. Aber wir sind auch frei darin, entschieden gegen solch verhetzende Äußerungen einzutreten“, so Schallenberg weiter.
Immer wieder Wirbel um Statements
Der zuletzt vor allem auch als russischer Verhandler bei den Wiener Atomgesprächen mit dem Iran tätige Uljanow ist nicht der erste russische Diplomat in Wien, dessen Aktivitäten in sozialen Netzwerken für Diskussionen sorgen. Auch der in Wien für Abrüstungsverhandlungen zuständige Konstantin Gawrilow brachte sich Mitte August durch einen Tweet eine parlamentarische Anfrage der NEOS bei Außenminister Schallenberg ein.
Der hochrangige russische Diplomat hatte zuvor eine Twitter-Meldung geteilt, in der ein selbst erklärter Stalinist die Wiedereinführung eines stalinistischen Staatsterrors in Russland forderte. Gawrilows persönliche Einstellung zu dieser Forderung war dabei jedoch unklar geblieben.
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