Der Bombenanschlag auf Darja Dugina gibt Rätsel auf: Die russische Kriegspropagandistin und Tochter des ultranationalistischen Ideologen Alexander Dugin ist am Samstag ums Leben gekommen, als ihr Auto explodierte. Russland macht bereits ukrainische Geheimdienste für den Mord verantwortlich, Kiew weist jeden Zusammenhang zurück. Ein in der Ukraine lebender Ex-Abgeordneter des russischen Parlaments behauptet nun, dass russische Partisanen dahinterstecken sollen.
„Das Verbrechen wurde von ukrainischen Geheimdiensten vorbereitet und begangen“, erklärte Russlands Inlandgeheimdienst FSB. Täterin soll eine 1979 geborene Ukrainerin sein. Die Frau sei Ende Juli gemeinsam mit ihrer Tochter nach Russland eingereist. Nach der Tat seien beide ins benachbarte EU- und NATO-Land Estland ausgereist.
„Sind heute in einer neuen Zeit aufgewacht“
Eine „Nationale Republikanische Armee“ (NRA) habe die Verantwortung für die Ermordung Duginas übernommen, sagte hingegen der Ex-Politiker Ilja Ponomarjow Sonntagabend auf seinem YouTube-Kanal. „Wir sind heute in einer neuen Zeit aufgewacht“, so Ponomarjow in der veröffentlichten Videobotschaft. Russische Partisanen der NRA hätten am Vorabend das Auto des „Führers der russischen Faschisten“ Alexander Dugin außerhalb von Moskau in die Luft gesprengt und damit „eine neue Seite des russischen Widerstands gegen den Putinismus“ eröffnet, erläuterte er.
Anschlag soll „Rache“ gewesen sein
Zur getöteten Tochter Dugins sagte der Ex-Politiker, dass diese zu Vernichtung von Ukrainern aufgerufen habe. Der Anschlag auf sie sei ein „Racheakt“ gewesen, weil sie den „terroristischen Akt“ im Gefangenenlager Oleniwka gerechtfertigt habe, bei dem 50 Kriegsgefangene des Asow-Regimentes in die Luft gesprengt worden seien. Laut russischer Propaganda soll das Gefängnis bei Donezk allerdings bei einem ukrainischen Raketenangriff getroffen worden sein.
Ponomarjow, der keinerlei Belege für seine Darstellung anführte, verlas abschließend ein Manifest der NRA, einer Gruppierung, die bisher völlig unbekannt war. Man erkläre Präsident Putin zum „Usurpator der Macht und Kriegsverbrecher“, der gegen die Verfassung verstoßen habe, einen Krieg zwischen slawischen Brudervölkern losgebrochen und russische Soldaten in den sicheren sowie sinnlosen Tod geschickt habe, hieß es.
Putin würde abgesetzt und vernichtet, genauso wie Regierungsbeamte, mit dem Regime verbundene Geschäftsleute und Mitarbeiter staatlicher Sicherheitsstrukturen, verlas der linke Politiker Ponomarjow. 2014 hatte er als einziger Abgeordneter der russischen Staatsduma gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim gestimmt.
Opfer des Geheimdiensts?
Zahlreiche russische Beobachter zweifeln an der Glaubwürdigkeit von Ponomarjows Darstellung, dass russische Partisanen hinter dem Anschlag auf Dugina stecken. Die rechtskonservative Publizistin Julija Latynina spekulierte etwa auf Twitter, dass der Ex-Politiker Opfer einer groß angelegten Operation russischer Geheimdienste geworden sein könnte, mit deren Hilfe Kritiker von Wladimir Putin aufgespürt und ins Gefängnis gebracht werden sollten.
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