Hans Guggenberger verliebte sich als Fünfjähriger wegen der Trauben ins Burgenland. Seither kommt der Tiroler jedes Jahr. Die letzten 23 Mal nahm er für die 440 Kilometer das Fahrrad.
Schuld sind immer die Eltern! Kurz nach dem Krieg nahmen die Guggenbergers auf ihrem Hof in Angerberg nächst Wörgl Kinder aus Kleinhöflein zur Erholung auf. Da war Hans, Jahrgang 1959, längst noch nicht geboren. Aus Dankbarkeit für die liebevolle Betreuung der Kleinen wurden die Tiroler ins Burgenland zum Retourbesuch eingeladen. Und es entstand eine Freundschaft, die seither Generationen überdauert.
Wir haben den ganzen Tag nur Weintrauben und Kirschen in uns hineingestopft. So etwas kannte ich von daheim nicht.
Hans Guggenberger
„Gefühlt wie im Schlaraffenland“
Im Alter von fünf Jahren wurde Hans das erste Mal mitgenommen. Er habe sich gefühlt wie im Schlaraffenland. „Wir haben den ganzen Tag nur Weintrauben und Kirschen in uns hineingestopft. So etwas kannte ich von daheim nicht.“ Später lernte der Mann aus den Bergen bei Frau Reisner, „bei unserer Mami im Burgenland“, das milde Klima schätzen, die unendlichen Weiten der Getreidefelder, schließlich die Heurigen und die Weinernte, bei der er begeistert die Butte schleppte.
„Seit Mitte der 1960er-Jahre war ich mindestens einmal im Jahr im Burgenland“, sagt der pensionierte Disponent bei der Brauunion Österreich, der 2017 ein Mobilheim erwarb und deshalb Steinbrunn am See ansteuert, wo er die Sommermonate verbringt.
Für die Hinfahrt setzte er sich in diesem Jahr zum 23. Mal en suite daheim in Angerberg auf sein 18-Gang-Rennrad ohne E-Antrieb. Nach Hause geht’s im Zug. „Ich hatte Knieprobleme, als ich 40 war. Der Arzt meinte, Radfahren wäre ganz gut.“
„Um günstigen Wind gebetet“
Die Anfahrt erfolgt in zwei Etappen. Der „absolute Schönwetterfahrer“, der „um günstigen Wind gebetet“ hat, startet um sechs Uhr in der Früh. 260 Kilometer bis St. Peter in der Au, Niederösterreich. Essen, ausrasten, Kräfte sammeln für den Endspurt, der „nur“ 180 Kilometer lang ist. Ankunft in Steinbrunn: 17 Uhr. „Immer, wenn ich glaube, ich kann nicht mehr, rede ich mir ein: Das Ziel sind der weiße Spritzer und das Surschnitzel! Letzteres gibt es bei uns in Tirol nicht.“
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