Nach ukrainischen Angaben hat Russland seine Angriffe kurz vor dem Unabhängigkeitstag verstärkt. So berichtet die Marineinfanterie von gehäuften Attacken in der Region Donezk in der Ostukraine. „Je näher der Unabhängigkeitstag rückt, desto aktiver versuchen die Russen, unser Land zu erobern“, hieß es in einer Erklärung. Diese wurde zusammen mit einem Video veröffentlicht, das zeigen soll, wie Marineinfanterie russische Soldaten aufspürt und angreift, die sich in beschädigten Gebäuden verstecken (siehe oben).
„Sie kommen in kleinen Gruppen und versuchen, ihre Kräfte zu bündeln, in dem Glauben, dass wir nichts von ihnen wissen oder sie nicht sehen“, erklärte das 503. Bataillon des ukrainischen Marinekorps weiter zu den Aufnahmen. Sie stammen demnach vom 20. August. Bei den Kämpfen hätten Artillerieeinheiten demnach zwölf russische Soldaten getötet oder verwundet sowie eine Panzerhaubitze zerstört. In Richtung der Stadt Donezk hätten Marinesoldaten zudem zwei Panzer, einen gepanzerten Mannschaftswagen und ein Fahrzeug voll mit Munition zerstört.
Wieder Schüsse bei Kernkraftwerk
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs setzen russische Truppen auch ihre Angriffe im Gebiet um das größte europäische Kernkraftwerk Saporischschja im Süden des Landes fort. Es habe erneut Artilleriebeschuss und Luftangriffe gegeben, teilte der Generalstab am Dienstag mit. Auch weitere Orte in der Region seien unter Beschuss der Invasoren geraten. Russlands Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, in den südlichen Gebieten Cherson und Mykolajiw einige Dutzend Quadratkilometer weiter vorgerückt zu sein.
Russland und die Ukraine haben sich wiederholt gegenseitig vorgeworfen, das Gebiet des Atomkraftwerks zu beschießen. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen. Das AKW wird seit März von russischen Truppen besetzt gehalten, aber weiter von ukrainischen Technikern betrieben.
Die von Russland gelenkten Separatisten in der Ostukraine berichteten unterdessen über schwere Angriffe auf die Stadt Donezk durch die ukrainische Armee. Getroffen worden sei unter anderem das Verwaltungsgebäude von Separatistenführer Denis Puschilin, teilte die selbst ernannte Territorialverteidigung Donezk am Dienstag mit. Puschilin selbst sei nicht verletzt worden, es seien aber drei Zivilisten getötet worden. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht. Ebenfalls nicht verifizierbar ist die Behauptung, die Ukrainer hätten Donezk mit aus den USA gelieferten HIMARS-Raketen beschossen.
Angst vor Raketenschlägen auf Kiew
Aus Furcht vor russischen Raketenangriffen haben die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew alle Großveranstaltungen rund um den Unabhängigkeitstag am Mittwoch verboten. Am 24. August feiert die Ukraine traditionell die Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende gewarnt, dass Russland zum Gedenktag am 24. August „etwas besonders Bösartiges“ tun könnte. Befürchtet werden verstärkt Angriffe auf zivile Infrastruktur und Regierungseinrichtungen. Die US-Botschaft in Kiew rief deswegen alle US-Bürger erneut dazu auf, die Ukraine zu verlassen.
„Antwort wird stärker und stärker werden“
Angesichts der Befürchtungen kündigte Selenskyj entschlossene Reaktionen an. Es werde eine mächtige Antwort geben, sagte er am Dienstag vor Journalisten. „Diese Antwort wird zunehmen, sie wird stärker und stärker werden.“ Auf die Frage, wie die Ukraine auf einen möglichen russischen Raketenangriff auf Kiew reagieren werde, verwies Selenskyj auf die Gleichberechtigung aller Städte und Regionen. Auf einen Angriff auf die Hauptstadt werde genauso reagiert wie auf aktuelle Angriffe andernorts. „Für mich als Präsident und für jeden Ukrainer sind Kiew, Tschernihiw, der Donbass alles dasselbe.“ Dort lebten überall Ukrainer, sagte Selenskyj und nannte auch die zuletzt stark umkämpften Städte Charkiw und Saporischschja.
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