Verbot ignoriert

Wildcamper sorgen in Tirol für totales Chaos

Tirol
24.08.2022 12:00

Die Tiroler Bergwacht gerät im Außerfern an ihre Grenzen. Die Lage sei nicht mehr kontrollierbar, schlägt Bezirksstellenleiter Albert Kerber Alarm. Immer noch mehr Wildcamper lassen sich an den Seen und anderen schönen Plätzen nieder. Der Trend ist schwer zu stoppen, zumal im Internet viele „Geheimtipps“ gehandelt werden. 

Die Pandemie hat‘s befeuert und das Feuer ist nicht erloschen, im Gegenteil. Die „Freiheit auf vier Rädern“ boomt wie nie zuvor, doch die Camper interpretieren diese Freiheit über. Für viele ist offensichtlich ganz Tirol ein Campingplatz, obwohl das Tiroler Landesgesetz ausdrücklich die Stationierung auf einem ausgewiesenen Campingplatz vorschreibt. Ein Problem in ganz Tirol, das die Bergwacht zu überwachen hat. Jene im Außerfern schlägt nun Alarm.

(Bild: BW Reutte/Bezirkskommando)
(Bild: BW Reutte/Bezirkskommando, Krone KREATIV)

„Wir bekommen täglich bis zu 50 Anzeigen telefonisch oder mit Foto über WhatsApp von Privatleuten, Waldaufsehern oder Jägern über sogenannte Wildcamper“, schildert Albert Kerber, Leiter der Bergwacht im Bezirk Reutte, „nicht nur am Plansee, wie kürzlich in der Öffentlichkeit bekannt wurde, ufert das Problem aus, es zieht sich vom Blindsee bis hinein ins Lechtal.“ Die Situation sei „nicht mehr zu händeln“, obwohl die meisten der insgesamt 16 Einsatzstellen annähernd täglich Patrouillen entsenden.

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Es ist schon seltsam: Die Leute finden die verstecktesten Plätze, aber scheitern daran, sich zu informieren, was erlaubt und verboten ist.

Gabriele Pfurtscheller, Landesleiterin der Tiroler Bergwacht

Anzeigen würden zeitlich den Rahmen sprengen
Im gesamten Bezirk stehen nur vier Dienstwagen zur Verfügung, die Freiwilligen benutzen folglich häufig ihr Privatauto. Am Ort des Geschehens angekommen, würde man die „Schwarzcamper“ auffordern, in einem angemessenen Zeitraum den Platz zu verlassen. Kerber weiter: „Würden wir alle zur Anzeige bringen, würde das unseren zeitlichen Rahmen bei Weitem sprengen.“ Die meisten seien einsichtig, einige allerdings aggressiv. Mehr als früher, wie der Bergwachtchef meint. Die neue Möglichkeit eines Organmandates begrüße er, allerdings nütze diese Erleichterung in diesem Jahr nichts mehr, weil derzeit noch die Schulung fehle und „dann der Sommer vorbei ist“.

70 Euro Strafe werden den Trend nicht stoppen 
Dennoch ist die Bergwacht froh um die Kompetenz. Insgesamt 32 Übertretungen können die Naturschützer so rasch ahnden. Für das unerlaubte Campieren sind 70 Euro zu berappen. Dass damit dem Trend ein Ende gesetzt werden kann, das glaubt Gabriele Pfurtscheller, Leiterin der Tiroler Bergwacht, aber nicht. Sie fürchtet, dass das Problem weiter zunehmen wird. Denn im Internet kursieren immer mehr „Geheimtipps“ für Wildcamper-Plätze: „Es gibt mittlerweile eigene Apps dafür. Darin werden die schönsten Plätze angepriesen. Dass wildes Campieren in Tirol verboten ist, wird jedoch gerne verschwiegen.“

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