Hat die Nachhilfefirma GoStudent schwere Qualitätsprobleme? Ein Wiener Schüler wurde online massiv sexuell belästigt. Die Folgen waren immens. Die Ermittlungen laufen bereits auf Hochtouren.
Es ist der Albtraum aller Eltern - und es passierte im Lockdown. Wie viele Familien in dieser schwierigen Zeit wollten auch die Eltern von Elias (Name von der Redaktion geändert) ihren Sohn mit Nachhilfe unterstützen. Ihre Wahl fiel, wenig verwunderlich, auf eine bekannte Online-Nachhilfe - nämlich auf das gefeierte Nachhilfe-Start-up GoStudent, das von Österreichern gegründet wurde. Die Plattform wird mit drei Milliarden Euro bewertet.
Nachhilfelehrer schickte Nacktfotos und Videos
Doch es gibt offenbar eine Schattenseite. Erfolgte das Wachstum zu rasant? Die Qualitätssicherung bei der Auswahl der Tutoren (so werden die Nachhilfelehrer genannt) dürfte mangelhaft sein. Denn aus der Nachhilfe wurde übler sexueller Missbrauch, der den Teenager in eine schwere Lebenskrise stürzte. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt bereits gegen den Nachhilfelehrer.
Der 31-jährige Tutor soll dem minderjährigen Schüler Bilder und pornografische Videos geschickt haben. Aber damit nicht genug: Er setzte den Schüler mutmaßlich auch unter Druck, dass Elias von sich selbst aufgenommene Nacktfotos dem Tutor schicke. Wenn er sich weigere, drohte der Tutor, werde er keine weitere Hilfestellung in Form von Online-Nachhilfe bekommen. Hartnäckig forderte der Tutor über Wochen den Teenager auf, Fotos und Videos von sich zu schicken.
Spitzenanwalt brachte Skandal zur Anzeige
Die Folgen des sexuellen Missbrauchs waren immens: Elias erlitt in der Schule einen heftigen Leistungsabfall, entwickelte Angstzustände und Aggressionen, nahm extrem ab, hatte Suizid-Gedanken, bekam Schlafstörungen. Die Eltern waren ratlos, führten die Krise auf die Pandemie und den Lockdown zurück. Bis sich Elias seinem Cousin anvertraute.
Sollte es weitere Opfer geben, dann sollen sie sich melden. Es ist mir ein Anliegen, allfälligen Opfern zu helfen.
Norbert Wess, Anwalt der Familie
Spitzenanwalt Norbert Wess brachte den Skandal nun zur Anzeige. Der Wiener Anwalt glaubt nicht, dass Elias ein Einzelfall ist. „Sollte es weitere Opfer geben, dann sollen sie sich in meiner Kanzlei melden. Es ist mir als Vater ein persönliches Anliegen, allfälligen Opfern zu helfen.“
Eine Reaktion von GoStudent hat die „Krone“ auf Anfrage nicht bekommen.
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