Der ehemalige Twitter-Sicherheitschef Peiter Zatko wirft dem Kurznachrichtendienst gravierende Mängel beim Datenschutz vor. Twitter habe gegenüber den Regulierungsbehörden irreführende Angaben über Nutzerkonten und Maßnahmen gegen Hackerangriffe gemacht, heißt es in einem 84-seitigen Bericht Zatkos, aus dem US-Medien am Dienstag zitierten. Dieser liefert auch neuen Zündstoff im Übernahmestreit um Twitter mit Tech-Milliardär Elon Musk.
Das US-Unternehmen habe seine Schutzmaßnahmen übertrieben dargestellt. Zatko habe seine Kollegen davor gewarnt, dass die Hälfte der Server veraltet und anfällig für Angriffe sei. Twitter-Chef Parag Agrawal habe die Vorwürfe gegenüber Mitarbeitern zurückgewiesen, berichtete CNN unter Berufung auf ein Memo.
Neuer Zündstoff im Übernahmestreit mit Elon Musk
Die Vorwürfe spielen sich vor dem Hintergrund des Rechtsstreits um die gescheiterte Twitter-Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk ab. Dieser hatte im Juli sein 44 Milliarden Dollar schweres Übernahme-Angebot zurückgezogen. Musk begründete dies mit angeblichen Verstößen Twitters gegen Vereinbarungen des Deals. Das Gerichtsverfahren soll am 17. Oktober beginnen. Von Musk war am Dienstag zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
„Irreführende“ Bot-Messung
Musk macht die milliardenschwere Übernahme vor allem von der Zahl der Spam- oder Fake-Konten in dem Kurznachrichtendienst abhängig. Dabei geht es um sogenannte Bots: Computerprogramme, die mittels Algorithmen mit Nutzerinnen und Nutzern interagieren und dabei vorgeben, echte Menschen zu sein. Laut Twitter-Chef Parag Agrawal handelt es sich bei weniger als fünf Prozent der bei Twitter aktiven Konten um Bots. Dem widerspricht nun Zatko: Twitters Methode zur Messung dieser Zahl sei irreführend, so der Ex-Sicherheitschef. Führungskräfte sollen zudem Anreize erhalten haben, um die Nutzerzahlen zu erhöhen, anstatt Spam-Bots zu entfernen.
Twitter reagiert mit Umstrukturierung
Als Reaktion auf die Vorwürfe strukturiert Twitter nun seine Teams um, die sich mit der Reduzierung von schädlichen Inhalten und gefälschten Nutzerkonten befassen. Das Social-Media-Unternehmen werde sein Team für den Bereich Health Experience, das an der Reduzierung von Fehlinformationen und schädlichen Inhalten arbeitet, mit dem Service-Team, das für die Überprüfung von Profilen und für die Entfernung von Spam-Accounts zuständig ist, in einer neuen Arbeitsgruppe zusammenlegen. Die Gruppe soll unter dem Namen „Health Products and Services (HPS)“ agieren, hieß es in der E-Mail am Dienstag an die Mitarbeiter, die von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehen wurde.
HPS wird von Ella Irwin geleitet, die erst im Juni ins Unternehmen kam. Die Umstrukturierung „spiegelt unser anhaltendes Engagement wider, Prioritäten zu setzen und unsere Teams auf die Verfolgung unserer Ziele zu fokussieren“, erklärte ein Twitter-Sprecher.
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