Kritik für Verlag

Mehrheit gegen Verkaufsstopp der Winnetou-Bücher

Medien
24.08.2022 14:40

Um die von Karl May erschaffene Kultfigur Winnetou entflammte in den letzten Wochen eine große Debatte: Der Ravensburger Verlag hatte nach Neu-Verfilmung der Reihe mit Vorwürfen von Rassismus und Stereotypisierungen zu kämpfen. Die Diskussion ist geprägt von Begriffen wie „kulturelle Aneignung“ und „Absagekultur“, also „Cancel Culture“. Aufgrund dieser Reaktionen wurde der Buchverkauf nun endgültig gestoppt. Doch wie eine Umfrage zeigt, hält die Mehrheit der Befragten den Stopp nicht für angemessen, und auch „Krone“-Leser üben stark Kritik. 

Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hielten 68 Prozent der 2837 Befragten es in Deutschland für falsch, dass der Verkauf eingestellt wurde. Nur knapp 13 Prozent der befragten Personen stimmten mit der Entscheidung des Verlags überein. 18 Prozent machten hierzu keine Angabe. Die Zahlen lassen grübeln: Hat also nur eine kleine Blase von Internet-Nutzern wegen „Winnetou“ einen „Shitstorm“ gegen den Spiele- und Bücherverlag gesät?

„Haben Gefühle verletzt“
Die zwei Bücher von „Der junge Häuptling Winnetou“ zum Film sowie ein Puzzle und ein Stickerbuch wurden jedenfalls aus dem Verkauf genommen. Wie der Verlag auf Instagram erklärte, wurde die Entscheidung basierend auf dem Feedback der Leserschaft gefällt. So habe man „mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt“. Die Kritik der Winnetou-Reihe gebührte zuerst der Verfilmung, welche rassistischer Vorurteile reproduzieren würde und sich einer kolonialen Erzählweise bediene.

„Vorbei mit Kunstfreiheit“
Die österreichische IG Autorinnen Autoren stellte die Entscheidung von Ravensburger infrage. Der Verkaufsstopp sei „eine selbstbezichtigende Betroffenheitspose, die in der Selbstzensur endet“ und „die Medien- und Kunstfreiheit auf eine skandalöse Weise“ entwerte. „Mit der Freiheit der Publizistik ist es bei solchen Rückzügen von Buchprojekten jedenfalls vorbei und mit der Freiheit der Kunst ebenfalls.“

Aufruf zum Boykott von Ravensburger-Produkten
Aber nicht nur bei der IG stößt das Verbot auf Unverständnis. Auch die allermeisten „Krone“-Leser halten nicht viel von der „Zensur“. Hier wird mittlerweile sogar zum Boykott von Produkten des im deutschen Baden-Württemberg ansässigen Unternehmens aufgerufen.

Nur Marketing-Strategie?
Andere üben sich in Ironie: „Das wurde ja endlich mal Zeit. Bitte auch alle Diät-Bücher aus den Regalen nehmen, da ich etwas übergewichtig bin, verletzt das jedes Mal meine Gefühle, wenn ich eines sehe“, schreibt „lorilein“.

Mit seiner Entscheidung hat sich das Management jedenfalls einen Bärendienst erwiesen. Oder wurde die ganze Hysterie überhaupt künstlich aufgebauscht und geht auf das Konto eines gewieften Marketing-Strategen, wie so mancher Leser vermutet?

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