Feind und wohl auch so manchen (Partei-)Freund hat der ÖVP-Spitzenkandidat für die LA-Wahl, Anton Mattle, mit seiner klaren Ansage gegenüber den Freiheitlichen überrascht. FP-Spitzenkandidat nahm die Aussagen Mattles vorerst gelassen.
Jede Menge Wellen hat die Exklusivmeldung der „Krone“ verursacht, dass Anton Mattle, seines Zeichens Spitzenkandidat der Tiroler Volkspartei für die Landtagswahl, eine Zusammenarbeit mit der FPÖ Tirol für die Zukunft ausschließt. Begründet hat Mattle es damit, dass ihm der „politische Stil ein ganz großes Anliegen ist. Es geht schon auch darum, wie man jetzt miteinander umgeht. Dieses Polarisieren ist schon etwas, das mich abschreckt, weil es nicht meinem Zugang auch zur politischen Arbeit entspricht.“ Am Mittwoch ergänzte er und meinte, dass sich vor allem FPÖ-Chef Markus Abwerzger „leider von einem Abgeordneten, der früher durchaus gemäßigte Positionen vertreten hat, zum Scharfmacher und Tiroler Statthalter von Herbert Kickl entwickelt“ habe.
Man muss Mattle eigentlich Respekt zollen, denn es ist eher außergewöhnlich, dass die ÖVP im Vorfeld einer Wahl eine Gruppierung dezidiert als eventuellen Partner für eine Regierungsbildung ausschließt. Meistens lässt sie sich aus rein wahltaktischen Gründen alle Optionen offen.
Es geht schon auch darum, wie man jetzt miteinander umgeht. Dieses Polarisieren ist schon etwas, das mich abschreckt, weil es nicht meinem Zugang auch zur politischen Arbeit entspricht.
Anton Mattle, Spitzenkandidat der Tiroler Volkspartei
Man könnte ebenso eine gewisse Überheblichkeit in die Vorgangsweise Mattles hineininterpretieren. Aber: Auch wenn die ÖVP in Tirol auf die 30-Prozent-Marke „schrumpft“, ist sie wahrscheinlich immer noch fast doppelt so stark wie die nächstfolgende Partei, die auch FPÖ heißen könnte.
Die Taktik hinter der klaren Ansage
Warum also macht Mattle eine in dieser Klarheit doch überraschende Aussage? Hier kann nur spekuliert werden. Vielleicht, weil er damit tatsächlich einmal den neuen ÖVP-Kurs signalisieren will? Vielleicht, weil er vom Typ her nicht so abgebrüht ist wie manch anderer in dieser Position und die zuletzt immer häufiger werdenden persönlichen An- und Untergriffe an ihm nicht so abprallen, sondern ihn treffen, was politische Gegner ja beabsichtigen. Wie auch immer. Mattle hat sich festgelegt. Und damit kennen sich die Wähler aus.
Auch für die FPÖ ist damit klar, dass sie – sollte Mattle nach dem 25. September noch an der ÖVP-Spitze stehen und Regierungsverhandlungen führen – die nächsten fünf Jahre auf den harten Brettern der Oppositionsbank sitzen wird.
FPÖ-Obmann Abwerzger nahm die Aussagen Mattles – zumindest nach außen – gelassen. Er geht bekanntlich schon länger „all in“, rechnet damit, dass Mattle am 25. September als LH-Kandidat ÖVP-Geschichte sein wird und dann aus der zweiten und dritten ÖVP-Reihe sich jene melden, die ihre Stunde kommen sehen und sich wichtig und mächtig fühlen. Die gibt es zweifellos in der ÖVP. Angesiedelt primär im Wirtschaftsflügel, dem interessanterweise auch Mattle angehört. Da gibt es einige, die zuletzt bei Entscheidungen nicht eingebunden waren, enttäuscht sind und sich lieber mit der FPÖ als etwa mit der SPÖ oder gar noch einmal mit den Grünen ins Koalitionsbett legen wollen.
Bekanntlich ist letztlich nichts auszuschließen – in Zeiten, in denen es um Macht und Eitelkeiten geht.
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