Kritik aus Österreich
Betriebserlaubnis für AKW Mochovce 3 bestätigt
Die Leiterin der slowakischen Atomaufsichtsbehörde (UJD), Marta Ziakova, hat am Donnerstag die Betriebserlaubnis für den fertiggestellten dritten Block des Kernkraftwerks Mochovce im Westen der Slowakei bestätigt. Die Entscheidung ist damit endgültig, hieß es. Das AKW liegt etwa 200 Kilometer von Wien entfernt.
Ziakova wies die Berufung der österreichischen Umweltorganisation Global 2000 gegen die im Mai 2021 gefällte Entscheidung zurück.
Global 2000: „Unverantwortlich“
Global 2000 bezeichnete die Betriebserlaubnis für den seit 1985 im Bau befindlichen und rund 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernten Atomreaktor als „unverantwortlich“. Und fügte hinzu: „Mit dieser Betriebserlaubnis könnte der Reaktor in wenigen Wochen in Betrieb gehen - falls dies technisch überhaupt möglich ist.“
Minderwertige Leitungen gefunden
Die Umweltschutzorganisation prangert seit längerem technische Probleme in sicherheitskritischen Bereichen und Missmanagement beim überschuldeten Betreiber Slovenské elektrárne an. Zuletzt zeigte sie sich nach dem Fund minderwertiger Rohrleitungen besorgt. Global 2000 hatte die slowakische Atomaufsicht im Februar 2022 wegen bewusst unterlassener Kontrollen bei der slowakischen Kriminalpolizei angezeigt.
Gewessler: „Entscheidung nicht nachvollziehbar“
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler kritisierte den Bescheid. „Wir haben immer wieder vor einer Inbetriebnahme gewarnt. Diese Entscheidung ist absolut nicht nachvollziehbar“, betonte die Grüne Ministerin in einer Stellungnahme.
Gewessler will mit dem zuständigen slowakischen Minister Kontakt aufnehmen. „Atomkraft ist eine gefährliche und veraltete Technologie, die mit großen Risiken verbunden ist. Gerade angesichts des Krieges in der Ukraine wird das Sicherheitsrisiko noch einmal deutlicher.“ Grobe Baumängel in Mochovce hätten immer wieder für Schlagzeilen und Verunsicherung gesorgt, betonte sie.
Der neue 471-Megawatt-Block soll, wenn er vollständig in Betrieb ist, mehr als ein Zehntel des slowakischen Stromverbrauchs decken. Dies ist voraussichtlich im kommenden Jahr der Fall. Das Land will bei der Stromerzeugung autark werden.
Vierter Block noch in Arbeit
Im etwa 200 Kilometer von Wien entfernten Mochovce sind seit Ende der 1990er Jahre zwei Reaktorblöcke in Betrieb. Die Fertigstellung der gesamten Anlage hat sich gegenüber den ursprünglichen Plänen erheblich verzögert, und das Projektbudget ist von ursprünglich 2,78 Milliarden Euro schrittweise auf mehr als das Doppelte gestiegen. Der vierte Block der Anlage ist noch nicht fertig gestellt.
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