Größer hätte der Kontrast nicht ausfallen können. Während Rapid-Ehrenkapitän Steffen Hofmann die wütenden Fans im Allianz-Stadion zu beruhigen versuchte, wurde eine Etage tiefer in der Kabine des FC Vaduz gefeiert. Die Liechtensteiner erreichten mit dem 1:0-Erfolg in Wien die Gruppenphase in der Conference League - ein historischer Meilenstein in der Klubgeschichte. Rapid hingegen hat ein Debakel aufzuarbeiten, das noch lange nachhallen dürfte. Wie geht’s nun in Hütteldorf weiter? Es gibt viele Fragezeichen ...
„Der Stachel sitzt sehr tief, im Moment ist schon Leere da“, bekannte Rapid-Coach Ferdinand Feldhofer nach der Partie sichtlich gezeichnet. Rapid verpasste nicht nur viel Geld, das die UEFA an die Teilnehmer der Gruppenphase ausschüttet, sowie prestigeträchtige Europacup-Duelle. Mindestens genauso schlimm ist der sportliche Gesichtsverlust nach der Blamage. Man kann bei Salzburg nachfragen, wie vor zehn Jahren das Düdelingen-Desaster eingeschlagen ist.
Dabei war alles angerichtet in Hütteldorf, sich erstmals für die im Vorjahr in Betrieb genommene Conference League zu qualifizieren. Trotz des dürftigen 1:1 auswärts im Hinspiel waren die Aufstiegschancen gegen den Vorletzten der zweiten Schweizer Liga vor heimischem Publikum intakt. Das Bundesligaspiel gegen Hartberg zwischen den beiden Play-off-Partien war extra verschoben worden, um sich gezielt vorbereiten und die zuletzt mageren Leistungen gegen den LASK (1:2) und Vaduz aufarbeiten zu können. Unter dem Strich sprang nichts dabei heraus.
„Es ist heute nicht an der Einstellung gelegen. Wir konnten aus unserer Überlegenheit in der Anfangsphase keinen Profit mitnehmen und sind dann mit dem ersten Fehler sehr hart bestraft worden. Unterm Strich kann man sagen, wir haben zwei Fehler gemacht, die dann spielentscheidend waren“, fasste Feldhofer zusammen. Er haderte zudem mit der fehlenden Effizienz seines Teams und zeigte Verständnis für die Reaktion des Rapid-Anhanges. „Sie haben uns 90 Minuten lang unterstützt und ich verstehe es auch, dass sie ihren Unmut kundtun.“
Anerkennung für Vaduz
Ratlosigkeit und Frust machten sich nach der Niederlage aber nicht nur bei den Fans breit. „Es ist eine Riesenenttäuschung. Wir haben gekämpft bis zum Schluss, auch mit einem Mann weniger. Leider hat es nicht funktioniert. Der Spielverlauf heute war auch nicht für uns“, sagte Guido Burgstaller. Am Ende stand die Erkenntnis, dass das K.o.-Duell zu Recht an die Liechtensteiner gegangen ist. „Ich glaube, dass Vaduz verdient aufgestiegen ist. Unsere Leistung über 180 Minuten hat nicht gepasst“, erklärte Burgstaller.
„Wir haben Fehler gemacht, die man auf internationalem Niveau nicht machen darf. Über zwei Spiele gesehen ist es sehr bitter, dass wir schlussendlich wahrscheinlich verdient ausgeschieden sind. Underdogs gewinnen manchmal“, meinte Feldhofer, der von einer der „schmerzhafteren“ Niederlagen in seiner Karriere sprach. „Wir haben eine Riesen-Chance liegen lassen.“
Personal- und Trainerfrage
Auf Personal- oder gar die Trainerfrage hatte indes niemand Lust in Hütteldorf. „Ich denke, es geht um Rapid. Man sollte jetzt nicht auf Einzelne schauen, sondern nach vorne und nach Lösungen suchen“, sagte Feldhofer kurz angebunden. „Alle sind extrem enttäuscht. Ob wer weggeht oder wir irgendwas machen, keine Ahnung.“ Dass im Krisenfall alles in Frage gestellt wird, war auch Burgstaller klar. „Wenn du das Ziel, das du dir steckst, nicht schaffst, dann ist klar, dass alles hinterfragt wird. Das ist völlig normal“, so der Kärntner.
Für Rapid haben die englischen Wochen nun ein Ende, der Klub kann sich wieder ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Am Sonntag wartet das schwere Heimspiel gegen Sturm Graz (17.00). „Wir müssen schauen, dass wir in der Liga unsere Aufgaben erfüllen. Es wird nicht leichter“, gab Burgstaller die Devise vor.
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