Reaktor hochgefahren

AKW Saporischschja hängt wieder am Stromnetz

Ukraine-Krieg
26.08.2022 13:59

Einer der sechs Reaktoren am Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Betreibergesellschaft wieder am ukrainischen Netz. Der Reaktor baue Kapazität auf, teilte der ukrainische Staatskonzern Energoatom am Freitag weiter mit. Alle sechs Reaktoren des Kraftwerks waren seit Donnerstag vom ukrainischen Stromnetz abgeschnitten. Grund sollen Brände nach einem angeblichen Granatenbeschluss in der Nähe des Kraftwerkes sein. Zuvor war von Feuern die Rede, die in den Aschegruben eines nahe gelegenen Kohlekraftwerks ausgebrochen waren und die Stromleitungen beschädigt hätten.

Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj davon sprach, dass die Welt einer nuklearen Katastrophe entronnen sei, betonte Energoatom, dass es derzeit keine Probleme mit den Maschinen oder den Sicherheitssystemen des Kraftwerks gebe. Kiew drängt auf einen baldigen Besuch internationaler Experten. Vertreter der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA und der Vereinten Nationen sollten unter anderem nukleare Sicherheitsstandards untersuchen, schrieb der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko in der Nacht zum Freitag auf Facebook. Haluschtschenko forderte zudem den kompletten Rückzug der russischen Truppen von dem AKW-Gelände.

Moskau rechnet mit einem baldigen Besuch internationaler Experten vor Ort. „Es laufen aktive Vorbereitungen für einen Besuch“ der Expertenmission der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in dem AKW, teilte der russische Vertreter bei den internationalen Organisationen in Wien, Michail Uljanow, am Freitag mit. IAEA-Direktor Rafael Grossi bekräftigte am Donnerstag seine Bereitschaft, binnen Tagen mit Experten nach Saporischschja zu fahren.

Kurzzeitig wurde das Kernkraftwerk komplett vom Netz getrennt. (Bild: Russian Defense Ministry Press Service via AP)
Kurzzeitig wurde das Kernkraftwerk komplett vom Netz getrennt.

Die Anlage in den von Russland besetzten Gebieten geriet in den vergangenen Wochen mehrfach unter Beschuss. Russland und die Ukraine geben sich dafür gegenseitig die Schuld. Am Donnerstag war das von russischen Truppen besetzte AKW nach ukrainischen Angaben vom Stromnetz getrennt worden. Es laufen Verhandlungen zwischen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA und Russland über eine Inspektion der Anlage.

Selenskyj: Die Zeit drängt
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verstärkten internationalen Druck auf Russland gefordert, um eine Räumung des besetzten Kernkraftwerks Saporischschja zu erreichen. Er verwies auf die Notabschaltung von zwei Reaktoren am Donnerstag wegen eines zweimaligen Ausfalls der Stromversorgung. Die IAEA und andere internationale Organisationen müssten viel schneller handeln als bisher, sagte Selenskyj abends in seiner Videoansprache in Kiew. „Jede Minute, die das russische Militär im Kernkraftwerk bleibt, bedeutet das Risiko einer globalen Strahlenkatastrophe.“

Lage bleibt undurchsichtig
Die Lage um das größte Kernkraftwerk Europas ist seit Wochen undurchsichtig. Russen und Ukraine werfen einander vor, das AKW zu beschießen. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlichte Satellitenfotos, die angeblich russische Militärlastwagen neben einem Reaktor zeigen. Vergangene Woche zeigte ein nicht verifiziertes Video Militärfahrzeuge auch in einer der großen Maschinenhallen.

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