Herr Gasselsberger, die Oberbank hat Bilanz gezogen. Wie fällt sie aus, welche Rolle spielt Salzburg dabei?
Das erste Halbjahr war von einem starken operativen Geschäft gekennzeichnet, wir haben unter anderem das Zinsgeschäft um 13 Prozent steigern können. Das Kreditrisiko ist immer noch absolut niedrig. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir haben jetzt eine Eigenkapitalausstattung mit 3,4 Milliarden Euro, da zählen wir zu den bestkapitalisiertesten Banken Europas. In Salzburg haben wir 14 Filialen, das Bundesland ist auch ein Kerngebiet der Oberbank, die ja 1869 als Bank für Oberösterreich und Salzburg gegründet worden ist. Salzburg trägt rund 18 bis 20 Prozent zur Bilanzsumme bei. Wir profitieren in Salzburg vom sehr gut gehenden Tourismus, da knüpfen die von uns unterstützten Leitbetriebe schon an die Spitzenjahre 2018, 19 an.
Machen sich die Probleme der Kunden, etwa wegen der hohen Inflation, bemerkbar?
Die Leute kämpfen mit der Inflation. Ich finde es nicht für gut, dass die Regierung die Gießkanne anwendet. Man sollte die Geringverdiener, ein Drittel der Bevölkerung, gezielt unterstützen. Die Gutscheinpolitik für alle führt einfach dazu, dass die Inflation zusätzlich befeuert wird. Das heißt einfach Gelddrucken. Man müsste den Mittelstand entlasten steuerlich. Das Geld hätte man. Denn die Steuereinnahmen sind auf einem Rekordniveau für heuer von über 100 Milliarden Euro. Arbeit muss sich lohnen, die Leute müssen motiviert werden, zu arbeiten. Was wir merken, ist, dass sich die Leute das Sparen nicht mehr leisten können. Die Sparquote sank von 14 auf sieben Prozent beim frei verfügbaren Einkommen. Allerdings merken wir bei den Konten durch Kontenüberziehung, ob die Leute ihren Alltag finanzieren können. Da merken wir noch nichts, keine Auffälligkeiten. Die Leute leben noch nicht auf Pump.
Das unterste Einkommensdrittel der Bevölkerung gehört unterstützt. Sie kämpfen am heftigsten und sind die, die um jeden Euro rennen.
Oberbank-Chef Franz Gasselsberger
Noch nicht, sagen Sie. Also kommt da noch was?
Die Zinsentwicklung, die höheren Zinsen, sehe ich jedenfalls nicht als Problem. Selbst bei einem weiteren Anheben der Zinsen der Europäischen Zentralbank befinden wir uns langfristig gesehen immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Das ist nicht die Sorge. Ich glaube auch, dass der Höhepunkt der Inflation sehr bald erreicht werden könnte. Im vierten Quartal wird es deutlich nach unten gehen. Ich glaube nicht, dass wir eine scharfe Rezension sehen.
Unsere 14 Filialen in Salzburg werden nicht verschwinden, weil es Beratungszentren sind. Die Leute wollen, dass wir uns Zeit für Sie nehmen.
Oberbank-Chef Franz Gasselsberger
In Salzburg sind die hohen Immobilien-Preise ein riesigen Thema. Viele junge Leute fangen erst gar nicht zu sparen an, weil sie glauben, sich nie ein Eigenheim leisten zu können. Wo soll das hinführen?
Ich glaube, dass es Vermögende Kunden gibt, die sich diese Preise in Salzburg leisten können. Es gibt anscheinend für den exklusiv-hochpreisigen Bereich einen Markt, aber das ist nicht normal. Die unselbstständig Erwerbstätigen, die nicht vermögend sind, auch wenn die Großeltern, Eltern ihnen Geldmittel überlassen, tun sich einfach blutig schwer. Nicht wegen der Vergaberichtlinien, sondern wegen der eklatant gestiegenen Grundstückspreise und der Baukosten. Und trotzdem kommen die Wohnungen immer wieder am Markt unter. Aber ich weiß nicht, ob es jetzt noch Sinn macht, beim aktuellen Preisniveau noch einzusteigen. Es ist derzeit schwierig, die richtige Anlageklasse zu finden.
Zu welcher Finanzierungsform würden Sie Salzburgern beim Wohnkredit raten?
Wir empfehlen beim jetzigen Zinsniveau die Hälfte variabel, die Hälfte fix zu nehmen. Der Fixzinssatz bewegt sich ungefähr im Bereich von drei Prozent. Wir glauben, dass beim Kapitalmarkt auf der langen Seite nicht mehr viel passieren kann, es sei denn, wir kriegen eine massive Rezession. Wenn sich die Konjunktur wieder erholt, glauben wir sogar, dass es leicht nach unten geht auf Fixzins-Seite.
Ihr Tipp für kleine Sparer?
Es geht mit einem Sparprodukt mit 24 Monaten Laufzeit los, wenn ich Teile des Vermögens binden würde. Da gibt es derzeit Fünfachtel Prozent (0,625, Anm.) Zinsen. Im Kapitalmarktbereich kriegt man mit einer fünfjährigen Laufzeit, immer noch risikoarm, zwischen zwei und 2,5 Prozent per anno. Und dann sind wir im Bereich, wo auch Aktien mit dabei sind, etwa bei einem Fonds. Da kann man schon ab 50 Euro monatlich etwas machen. Das oberste Prinzip lautet beim Veranlagen streuen.
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