Nach über sieben Jahren als Geschäftsführer Wirtschaft beim SK Rapid trat Christoph Peschek am Sonntag wie erwartet in Hütteldorf zurück. Wobei der 38-Jährige mit den Tränen kämpfte, zugab: „Bis Donnerstag (Anm. Blamage gegen Vaduz) war das für mich undenkbar.“ Aber die Anfeindungen der Fans, die „negative Energie“ im Verein zwangen Peschek zu diesem Schritt. Den er unter Tränen verkündete. Wie eine geordnete Übergabe möglich sein soll, ist fraglich. Rapid versinkt im Chaos ...
„Es war mir eine Ehre, Rapid gedient zu haben. Lang lebe Rapid.“ Mit diesen Worten schloss Peschek am Sonntag seine Rücktrittsrede. Über 20 Minuten kämpfte er mit den Tränen, musste seine Worte von einem Zettel ablesen. Auch sein Unverständnis: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum ich für den sportlichen Ergebnisse verantwortlich sein soll. Aber wenn es hilft, Druck vom Kessel zu nehmen, dann mache ich diesen Schritt. Aber ich fühle mich dezidiert nicht verantwortlich für das Aus im Europacup.“ Peschek, von Ex-Präsident Michael Krammer 2013 ins Präsidium geholt, seit 2017 Geschäftsführer, war ja nur für den wirtschaftlichen Bereich verantwortlich.
„Habe mich Rapid untergeordnet“
Seine Mitarbeiter-Führung stieß oft auf Kritik, was er versteht: „Ich bin ein Alphatier, polarisiere, aber ich habe immer alles Rapid untergeordnet. Vielleicht sogar zu viel. Ich habe den allerhöchsten Preis bezahlt, auch meine Familie verloren“, entschuldigte sich der geschiedene Familienvater emotional auch bei seinen beiden Söhnen. Und verwies aber auch auf die wirtschaftlichen Erfolge in seiner Amtszeit bei seinem Herzensklub: Allianz Stadion, Trainingszentrum, positives Eigenkapital, Umsatz-Anstieg auf 30 Millionen Euro trotz Pandemie etc.
Anfeindungen der Fans
Dennoch trat Peschek zurück, bei der Begründung - wie so oft in Hütteldorf - wurden die Worte bedacht gewählt. Peschek sprach davon, dass er sich den „Anfeindungen der Fans“ nicht mehr aussetzen lassen wollte. „Ein Weiterarbeiten war für mich unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich. Ich will meine Familie und mich jetzt nicht einer Kampagne aussetzen.“ Was genau am Donnerstag nach der 0:1-Blamage gegen Vaduz in den Logen bei der „Aussprache“ mit den Fans passiert ist, sagte er nicht. Nur, dass er bis Donnerstag nicht an ein Aufhören gedacht hatte. Jetzt wurde ihm die „negative Energie“ zu viel: „Nach Siegen habe ich nur eine Erleichterung gespürt, aber ich konnte mich über Siege nicht freuen.“ Das hört man auch schon von vielen Ex-Trainern in Hütteldorf.
Nicht im Stadion
Die brisante Partie gegen Sturm am Nachmittag will Peschek gar nicht mehr im Stadion verfolgen. Erstmals seit Jahren lässt der 38-Jährige ein Pflichtspiel des SK Rapid aus. Das sagt alles. Umso mehr bedankte er sich bei alten Wegbegleitern und Mitarbeitern. Und natürlich will Peschek jetzt auch für einen „geordneten Übergang“ sorgen: „Es gilt, ein Mindestmaß an Stabilität sicherzustellen. Es sollen keine Chaostage ausbrechen.“ Die gibt es aber schon längst. Das noch amtierende Präsidium hat ja auch ein Ablaufdatum, nämlich, bis sich ein neues Präsidium bereit erklärt, sich das Pulverfass in Hütteldorf anzutun.
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