Suche nach Auswegen

Paukenschlag! Wien Energie in finanzieller Notlage

Wien
28.08.2022 21:14

Während beim Energie-Krisengipfel im Kanzleramt Auswege aus der Misere diskutiert wurden, sorgte Versorger Wien Energie mit einer dramatischen Information für einen Paukenschlag: Das Unternehmen mit rund zwei Millionen Kunden befindet sich in einer finanziellen Notlage und braucht vom Bund Garantien in der Höhe von 1,77 Milliarden Euro.

Man wunderte sich schon, warum ÖVP-Kanzler Karl Nehammer so kurzfristig zum Stromgipfel bat. Zur Runde eingeladen wurden dann überraschend auch die Manager der Wien Energie und Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (Er hat allerdings kurzfristig abgesagt!).

Im Laufe des Abends sickerte dann durch, dass die Wien-Energie an der Kippe stehe. Das scheint der wahre Grund für die spontane Krisensitzung gewesen zu sein. Die Wien Energie benötigt Garantien in der Höhe von 1,77 Milliarden Euro, um weiter auf den Energiebörsen einkaufen zu können und zwei Millionen Kunden versorgen zu können. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) bestätigte, dass die Wien Energie in einer Notlage sei. Die Insolvenz stehe aber nicht im Raum, gab das Unternehmen bekannt.

Ernste Mienen beim Krisengipfel mit Bundeskanzler Karl Nehammer, Energieministerin Leonore Gewessler, Wirtschaftsminister Martin Kocher, Finanzminister Magnus Brunner, Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer und Vertretern der Energieversorger (Bild: BKA/Arno Melicharek)
Ernste Mienen beim Krisengipfel mit Bundeskanzler Karl Nehammer, Energieministerin Leonore Gewessler, Wirtschaftsminister Martin Kocher, Finanzminister Magnus Brunner, Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer und Vertretern der Energieversorger

Stadt Wien hat mehrfach mit Garantien ausgeholfen
Die Stadt Wien soll in den vergangenen Wochen mit einer milliardenschweren Garantie schon ausgeholfen haben, kommt aber nun an ihre Grenzen. Nun brauche es weitere Sicherheiten vom Bund. „Die Sicherheiten kommen zurück, sobald die Handelsgeschäfte abgewickelt wurden“, versuchte das Unternehmen auf Twitter zu beruhigen.

Der Grund, warum der Preis von Strom exorbitant steigt - egal, ob dieser aus erneuerbarer Energie stammt oder nicht -, ist das sogenannte Merit-Order-System. Bisher geben Gaskraftwerke am Strommarkt in der Regel den Preis vor, mit dem Gaspreis steigt daher automatisch der Strompreis.

Wird das Merit-Order-System reformiert?
Dieses System zu reformieren, ist ein mittelfristiges Projekt. Kurzfristig wäre es nur mit einem europaweiten Strompreisdeckel zu schaffen, die Preissprünge in den Griff zu bekommen. Glaubt man der Einschätzung von Nehammer, der mehrfach mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz sprach, kommt Bewegung in die Materie. „Bisher haben sich einige Länder skeptisch gezeigt, aber ich glaube, diese Bedenken können wir ausräumen. Der Irrsinn muss beendet werden.“

Nehammer plädiert für einen EU-Strompreisdeckel und die Abkoppelung des Strompreises vom Gaspreis. Bei einem Sondertreffen der EU-Energieminister soll sich Leonore Gewessler (Grüne) für diese Vorgehensweise einsetzen.

Der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER)
Der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler

Glaubt man der Einschätzung von Nehammer, der mehrfach Telefonate mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz führte, kommt nun Bewegung in die Materie. „Bisher haben sich einige Länder skeptisch gezeigt, aber ich glaube, diese Bedenken können wir ausräumen. Es muss jetzt etwas passieren. Der Irrsinn muss beendet werden“, so der Bundeskanzler.

Nehammer plädiert für einen EU-Strompreisdeckel und die Abkoppelung des Strompreises vom Gaspreis. Bei einem Sondertreffen der EU-Energieminister soll sich Leonore Gewessler (Grüne) für diese Vorgehensweise einsetzen.

E-Wirtschaft gegen Übergewinnsteuer
Für eine Übergewinnsteuer kann sich die E-Wirtschaft nicht erwärmen. Sie argumentiert, dass Strom derzeit zu Höchstpreisen eingekauft wird. Arbeiterkammer und ÖGB fordern hingegen eine Sondersteuer. Ihr Modell sieht vor, dass 1,5 bis 2,2 Milliarden Euro pro Jahr zur Finanzierung von Anti-Teuerungs-Maßnahmen winken.

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