Forscher der größten israelischen Krankenversicherung „Clalit“ haben mit Real-World-Daten nachgewiesen, dass eine Paxlovid-Behandlung bei Über-65-Jährigen die Todesrate in der Routinepraxis um knapp 80 Prozent reduziert. Auch viele Spitalsaufnahmen werden verhindert.
Ronen Arbel und seine Co-Autoren haben ihre Studie am 24. August im New England Journal of Medicine (Boston/USA) publiziert. Sie hatten die Auswirkungen einer frühen und adäquaten Behandlung von Corona-positiven Personen mit Paxlovid (Wirkstoffe Nirmatrelvir/Ritonavir) während der Omikron-Welle untersucht.
In Israel wurde wegen des Aufflammens dieser Virusvariante bereits um die Jahreswende zu 2022 ein „vierter Stich“ propagiert. Hinzu kam ab 9. Jänner der breite Einsatz des Virostatikums mit den beiden Wirkstoffen.
In Israel setzte man zunächst auf die Lieferung von Paxlovid direkt zu den infrage kommenden Patienten nach Hause, ganz ähnlich wie in den vergangenen Monaten auch in Wien. Paxlovid und Molnupiravir müssen möglichst frühzeitig (binnen der ersten fünf Tage nach einem positiven Test) eingenommen werden. Die Behandlungsdauer liegt ebenfalls bei fünf Tagen.
„Von den 109.254 mit SARS-CoV-2 infizierten Versicherten (....) wurden 3902 (vier Prozent) mit Nirmatrelvir/Ritonavir behandelt. Unter den Senioren (ab 65 Jahre) betrug der Anteil sogar sechs Prozent (2484 von 42.821 Infizierten). Die Behandlung erfolgte wie vorgesehen in den ersten fünf Tagen nach dem positiven Test, median (im Mittel; Anm.) bereits nach zwei Tagen. Die Adhärenz (Beteiligung an) der Einnahme lag bei 97 Prozent“, schrieb jetzt das Deutsche Ärzteblatt.
Krankenhauseinweisungen: 14,7 Fälle pro 100.000 Personentage
Nur elf der 2484 Senioren, die Paxlovid einnahmen, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Es gab zwei Todesfälle. Nach den Berechnungen betrug die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen bei den behandelten Senioren 14,7 Fälle pro 100.000 Personentage. Bei den nicht behandelten Personen über 65 Jahren lag die Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen bei 58,9 Fällen pro 100.000 Personentage. Somit waren die mit Paxlovid Behandelten zu 73 Prozent vor Hospitalisierungen geschützt. Das Sterberisiko ging sogar um 79 Prozent zurück.
Bei Unter-65-Jährigen war hingegen kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen mit Paxlovid Behandelten und Nicht-Behandelten zu bemerken. In sehr seltenen Fällen kann es nach Ende der Therapie zu einem „Rebound“ der Infektion kommen, der allerdings seltener als sonst nach Covid-19-Erkrankungen vorkommt und mit leichten Beschwerden verläuft.
Auch Molnupiravir bald erhältlich
Erst vor wenigen Tagen hat der Wiener Pneumologe Arschang Valipour bei einer Online-Ärztefortbildung ebenfalls vehement für den frühzeitigen Einsatz der antiviralen Mittel gegen Corona plädiert. Mit Anfang September wird in Österreich demnach neben Paxlovid auch Molnupiravir auf normalem Arztrezept verschreibbar und in den Apotheken erhältlich sein.
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