Sorgen für Immunität

Bakterien schützen Amöben vor tödlichen Viren

Wissenschaft
29.08.2022 21:00

Amöben, Einzeller ohne feste Form, erhalten überraschende Unterstützung in der Virusabwehr: Bakterien, mit denen sie infiziert sind, bewahren sie davor, von Riesenviren zerstört zu werden. Sind die Amöben zugleich von Chlamydien-Bakterien befallen, ist das ihre Rettung, wie jetzt die Wiener Mikrobenforscher Patrick Arthofer und Matthias Horn herausgefunden haben.

Werden Amöben von „Viennaviren“ infiziert, sterben sie normalerweise kurz danach. Die Eindringlinge funktionieren die Einzeller nämlich in „Fabriken“ um, die neue Viren herstellen, bis die befallene Amöbe platzt. Sind sie allerdings mit Chlamydien infiziert, verhindern diese die Bildung besagter Virusfabriken, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal PNAS.

Mikroskopische Aufnahme einer Amöbe (Bild: Wikipedia)
Mikroskopische Aufnahme einer Amöbe

Chlamydien als eher nützlicher Partner
„Da eine Chlamydien-Infektion zu einem langsameren Wachstum der Wirtszellen führt, gelten diese Bakterien gemeinhin als schädliche Parasiten“, erklärten die Forscher vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltwissenschaften der Universität Wien. Ihre Studie würde hingegen zeigen, dass die kleineren Chlamydien eher nützliche Partner (Mutualisten) für die größeren Amöben sind, weil sie diese vor einem sonst tödlichen Verlauf der Riesenvirus-Infektion schützen. „Ein langsameres Wachstum ist besser als zu sterben“, sagt Arthofer.

„Das Vorhandensein der Chlamydien in den Amöben verhindert nicht, dass Viren aufgenommen werden“, so Horn: „Die Viren können anschließend aber keine funktionstüchtige Virusfabrik bilden“.

Bakterien beeinflussen Nahrungsnetze
Ob die Amöben durch die Viennaviren, die zur Familie der Marseilleviren gehören, sterben oder überleben, ist nicht nur für die Mikroben selbst von Belang, erklären die Forscher: Wenn die Amöben von den Viren getötet werden, können die dadurch freigesetzten Nährstoffe nur von Bakterien verwertet werden. „Im Ganzen“ sind die Amöben jedoch eine Nahrungsquelle für kleine Tiere. „Die bakteriellen Mutualisten können daher den gesamten Nährstoffzyklus in Ökosystemen beeinflussen“, meint Arthofer.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt