Immer mehr Familien, aber auch Betriebe und Gemeinden suchen eine Tagesmutter oder einen Tagesvater für die Kinderbetreuung. Die Nachfrage ist in vielen Regionen deutlich größer als das Angebot. Tagesmutter Tanja Kappeller aus Innsbruck erzählt, was diesen Beruf ausmacht.
In der gemütlichen Wohnung von Tanja Kappeller in Innsbruck geht es schon einmal turbulent zu. Drei Kleinkinder betreut die ausgebildete Tagesmutter aktuell. Die familiäre Atmosphäre dieser Betreuungsform ist wohl einer der wesentlichen Gründe, warum sich immer mehr Eltern dafür entscheiden. „Das hätte ich mir für meine Kinder auch gewünscht, als sie noch kleiner waren“, meint Kappeller. Deshalb habe sie der Beruf auch gereizt. Als wichtigste Motivation führt die Innsbruckerin jedoch ins Treffen, „dass man als Tagesmutter sehr selbstbestimmt arbeiten kann.“
In der Corona-Zeit begann Kappeller mit der Ausbildung. „Weil in meinem alten Job alles stillgestanden ist“, begründet sie den Umstieg. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – Kappellers Kinder sind 6 und 13 – zählt die Tagesmutter als einen weiteren Vorteil auf. Ein Vorteil, den viele sehen.
Beruf ist mit der Betreuung eigener Kinder gut vereinbar
„Gerade für die Frauen und Männer, die ihre eigenen Kinder in den ersten Lebensjahren betreuen wollen, ist der Beruf ideal geeignet“, bestätigt auch Petra Manfreda, verantwortlich für die Ausbildung von Tageseltern beim Tiroler Verein „Frauen im Brennpunkt“. 40 Tagesmütter sind bei dem Verein aktuell angestellt. Ein Tagesvater – auch das gibt es – findet sich momentan keiner in den Reihen.
„Reich wird man nicht“, sagt Tagesmutter Tanja Kappeller
„Reich wird man nicht“, sagt Tagesmutter Tanja. Neben einem Fixum wird pro Kind und Stunde abgerechnet. „Wer, wie ich, weniger Kinder betreut, bekommt unterm Strich auch weniger.“ Ihr sei es aber wichtig, betont die Innsbruckerin, genug Zeit für jeden Schützling zu haben. Einfach sei der Beruf bestimmt nicht, ergänzt Kappeller, aber eine bereichernde Erfahrung. „Man muss sich im Klaren sein, dass man sein Zuhause für andere öffnet. Wer das nicht gerne tut, sollte es sich überlegen“, sagt die Innsbruckerin.
Immer mehr Firmen leisten sich betriebliche Kinderbetreuung
Der Arbeitsplatz muss aber nicht zwingend das eigene Heim sein. Immer mehr Unternehmen und Gemeinden setzen auf Tageseltern, zum Beispiel für die Kinderbetreuung direkt in Betrieben. Als erste Gemeinde in Tirol plant Reutte aktuell gemeinsam mit „Frauen im Brennpunkt“ einen eigenen Lehrgang für die Region.
Angebot stetig gewachsen: 140 Tageseltern gibt es in Tirol
Das Angebot an Tageseltern ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Auch deshalb, weil das Land diese Betreuungsform mittlerweile fördert. Sie wird als wichtige Ergänzung zu öffentlichen Einrichtungen gesehen. Insgesamt 140 Tageseltern sind in Tirol tätig. Die Nachfrage ist groß. Der allgemeine Fachkräftemangel macht die Erweiterung des Angebotes aber schwierig. Für die im September startende Ausbildung sind noch Plätze frei.
Neue Ausbildungen starten im Herbst und im Winter
Der Verein „Frauen im Brennpunkt“ bietet im Auftrag des AMS Tirol einen kostenfreien Lehrgang für Berufseinsteiger an. Die dreimonatige Ausbildung umfasst 300 Unterrichtseinheiten an drei Tagen pro Woche und ein Praktikum. Am 16. September startet der nächste Lehrgang. Noch sind einige Plätze frei. Interessierte können sich direkt bei „Frauen im Brennpunkt“ melden. Als erste Gemeinde in Tirol plant Reutte einen eigenen Lehrgang für die Region. Geplanter Kursstart ist Februar 2023. Anmeldung bis 30. September ebenfalls direkt bei „Frauen im Brennpunkt“.
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