„Krieg ist kriminell“
Russischer Ex-Soldat spült Pass im Klo hinunter
Der ehemalige russische Elitesoldat Pavel Filatjew hat genug vom Krieg n der Ukraine. Nach Monaten an der Front flüchtete der 33-Jährige und schrieb über seine Erfahrungen bei der Armee ein Buch: Darin nennt er den Einmarsch in die Ukraine sinnlos und kriminell, berichtet über Plünderungen und die mangelhafte medizinische Versorgung in russischen Lazaretten. Nun hat er ein Video veröffentlicht, in dem er seinen Pass zerreißt und symbolträchtig das Klo hinunterspült.
Nach seiner Flucht in den Westen will der Ex-Fallschirmjäger offenbar nichts mehr mit der Regierung seiner Heimat zu tun haben: Auf einer Flughafentoilette in Paris zerreißt der Russe seinen Reise-, Veteranen- und Militärpass und spült die Schnipsel dann das Klo hinunter. „Ich liebe alle russischen Menschen, aber Putin ist nicht Russland. Die Regierung gerade ist nicht Russland“, erklärt er sein Handeln. Er habe einen Asylantrag gestellt, die Flucht gelang ihm mithilfe einer NGO.
Filatjew desertierte bereits Anfang August und packte danach über seine Erfahrungen aus: Er müsse einfach von „Krieg“ sprechen, obwohl diese Wortwahl vom Kreml verboten wurde. Seine Berichte sind erschütternd und schonungslos. Er liefert viele Details, von denen der russische Machthaber Wladimir Putin bestimmt nicht will, dass sie in die Öffentlichkeit gelangen.
Deserteur berichtet von Plünderungen und schlechter Versorgung
Die Stimmung an der Front sei von Verzweiflung geprägt, die Moral zerrüttet. Er wolle nicht länger kämpfen und könne auch nicht länger schweigen. In diesem Krieg würden viele für Ziele sterben, die nicht einmal genau definiert worden seien. „Ich kann keine Gerechtigkeit in diesem Krieg sehen. Ich erkenne die Wahrheit nicht“, erklärte er gegenüber „Guardian“. Niemand wisse, warum dieser Krieg geführt werde. Er bestätigte, dass es Plünderungen gegeben habe und erzählt, dass es in Feldlazaretten sogar an Schmerzmitteln für verwundete Soldaten mangelt.
Filatjew hatte verrostetes Gewehr an der Front
Filatjew war Fallschirmjäger und bei der Eroberung Chersons dabei. Viele seiner ehemaligen Soldatenkollegen seien ebenfalls enttäuscht von den Entscheidungen der Regierung und der Militärführung. „Sie sind unzufrieden mit Putin und seiner Politik. Sie sind unzufrieden mit dem Verteidigungsminister, der nie in der Armee gedient hat“, führt der Ex-Soldat aus. Die Ausrüstung sei veraltet, Fahrzeuge seien veraltet und es gebe kaum Schutz vor ukrainischen Gegenangriffen. Sein eigenes Gewehr, das er an der Front dabei hatte, sei verrostet gewesen. Viele Kollegen hätten ukrainische Uniformen getragen, weil diese bequemer und qualitativ hochwertiger gewesen seien.
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