Strom, Fernwärme, Mieten, Labore, Personal: Die Teuerung macht auch vor den Universitäten nicht Halt. Die steirischen Rektoren wandten sich nun mit einem dringenden Appell an die Politik.
Die steirischen Universitäten melden SOS: „Die Situation ist so alarmierend, dass wir uns gezwungen sehen, sie nach außen zu tragen“, eröffnete Harald Kainz, Rektor der TU Graz, eine gemeinsame Pressekonferenz der fünf Unis des Landes.
Die massive Teuerung der vergangenen Monate droht ein riesengroßes Loch in die Budgets der Universitäten zu reißen. Berechnungen vom Mai ergaben eine Summe von rund 105 Millionen Euro, die bis Ende 2024 fehlt. Damals ging man allerdings noch von einer Inflation von fünf Prozent aus, aktuell liegt diese deutlich höher. Das könnte den Fehlbetrag sogar auf über 200 Millionen Euro verdoppeln, so eine grobe Schätzung.
Nur zwei Prozent Inflation einkalkuliert
Wie konnte es dazu kommen? Die Uni-Budgets werden im Zuge von Leistungsvereinbarungen mit dem Wissenschaftsministerium für jeweils drei Jahre beschlossen. Die aktuelle Finanzierung wurde bereits im Oktober 2020 abgesegnet und gilt für die Jahre 2022 bis 2024. Darin ist eine Teuerungsrate von rund zwei Prozent pro Jahr bereits einberechnet.
Nun liegt die aktuelle Teuerung aber weit über diesem Wert. Georg Schulz, Rektor der Kunstuni Graz, brachte es auf den Punkt: „Es ist leider das Dümmste, was passieren kann, wenn in einer dreijährigen Budgetperiode sofort im ersten Jahr die Inflation anspringt.“
Bei Energie kann kaum gespart werden
Alleine für Energie fallen laut der Berechnung vom Mai Mehrkosten in Höhe von 23 Millionen Euro für die steirischen Unis an. „Wir haben unsere Hausaufgaben bezüglich Energieeffizienz zwar gemacht, aber das reicht nicht aus, Preissteigerungen von 60 Prozent abzufangen“, stellte Martha Mühlburger, Vizerektorin der Montanuni Leoben, klar.
Bei der Energieversorgung gäbe es für die Universitäten kaum Sparpotenzial, ebensowenig könne man bei den Mieten sparen, da die entsprechenden Verträge über viele Jahren laufen.
Tausend Mitarbeiter weniger?
Sollte die Bundesregierung keine weiteren Gelder zur Verfügung stellen, ist für die Rektoren klar, wo sie den Rotstift ansetzen müssen: Beim Personal. „72 Prozent unserer Budgets entfallen auf Personalkosten“, erklärte Hellmut Samonigg, Rektor der MedUni. Aktuell arbeiten 13.500 Mitarbeiter für die steirischen Unis.
„Es könnte passieren, dass wir bis zu 1000 Mitarbeiter nicht mehr nachbesetzen können oder sogar kündigen müssen - und das binnen zwei Jahren.“
Unis droht Verlust von Image und Fachwissen
Das hätte massive Auswirkungen auf die Qualität des Studiums, denn 72 Prozent des Personals sind direkt in der Lehre und Forschung tätig. Die Rektoren befürchten durch Sparmaßnahmen ihre Universitäten sogar in eine Abwärtsspirale zu treiben.
Schon jetzt sei es nicht einfach, exzellente Professoren ins Land zu locken. Der Sparstift könnte sogar einige davon vertreiben, befürchtet Mühlburger: „Die besten Köpfe werden zuerst gehen.“
In der aktuellen Situation sei schnelle Hilfe durch die Politik gefragt: „Wir brauchen spätestens bis Oktober Sicherheit“, erklärte Samonigg. Kainz stellte klar: „Wenn wir für 2023 Notbudgets erstellen müssen, führt das unweigerlich zu Personalabbau und Ivestitionsstopp.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.