War nur Racheakt

Schwangere täuschte brutalen Raub vor – Haft droht

Wien
31.08.2022 13:30

Ein brutaler Überfall, bei dem eine hochschwangere Wienerin vom Räuber gestoßen worden und auch der zu Hilfe eilende Freund skrupellos niedergeprügelt geworden sein soll - dieser dramatische Vorfall wurde kürzlich vor Gericht verhandelt. Dem Verdächtigen drohten zehn Jahre Haft. Doch schließlich wurde festgestellt, dass das Verbrechen von der vermeintlich Geschädigten frei erfunden wurde. Wegen eines gescheiterten Drogendeals (es ging lediglich um ein paar Hundert Euro) wollte sich das vermeintliche Opfer wohl an dem Angeklagten rächen - und ihm mit dem fingierten Überfall hinter Gitter bringen. Nun droht der jungen Mutter wegen Verleumdung selbst eine Haftstrafe …

Der Vorfall soll sich Ende Oktober in einem Park in Simmering zugetragen haben. Die Schwangere erzählte, sie sei mit einem neuen Elektroroller, ihrem Lebensgefährten und kleinen Schwester unterwegs gewesen, als sie von Unbekannten angesprochen wurde, ob sie mit dem Gefährt eine Runde drehen dürften. Als sie das ablehnte, wurde sie von den Unbekannten so heftig gestoßen, dass sie auf den Rücken fiel. Als ihr Freund ihr zu Hilfe eilte, hätte er einen Faustschlag kassiert und sei zu Boden gegangen. Der spätere Angeklagte und zwei Begleiter hätten dann gemeinsam auf den wehrlosen Lebensgefährten eingetreten. Danach hätten sie den Roller geschnappt und seien geflüchtet.

Der vermeintliche Tatort in Simmering (Bild: Landespolizeidirektion Wien)
Der vermeintliche Tatort in Simmering

Angeklagten nur durch aufwendige Recherche entlastet
Die vermeintlichen Opfer des Überfalls hätten schließlich den mutmaßlichen Täter, den sie zuvor nicht kannten, in einem sozialen Netzwerk entdeckt. Einer der Komplizen hätte ihn bei dem Überfall beim Vornamen genannt, daher hätten sie ihn leicht finden können. Der Beschuldigte landete schließlich vor Gericht - ihm drohten zehn Jahre Haft. „Anfangs sah es gar nicht gut aus für meinen Mandanten“, erklärt Rechtsanwalt Philipp Slemr gegenüber krone.at. Es gab zwar keine weiteren Beweise für die Tat, aber die Aussagen des Paares wogen schwer. „Nur durch mühevolle Kleinarbeit ist es uns gelungen, das Lügengespinst als solches eindeutig zu entlarven und meinem Klienten vor einer langen Haftstrafe zu bewahren.“

Philipp Slemr, Anwalt für Strafrecht (Bild: Kanzlei Mag. Philipp Slemr)
Philipp Slemr, Anwalt für Strafrecht

Zeugen und kaputtes Handy lösten den Fall auf
Denn das vermeintliche Opfer hatte angegeben, den Angeklagten zuvor noch nie gesehen zu haben - obwohl ihr Freund und sie schon jahrelang das ein oder andere Drogengeschäft miteinander abgezogen hatten. Nach aufwendiger Recherche konnten schließlich vier Zeugen ausfindig gemacht werden, die vor dem Richter die Bekanntschaft der drei bestätigen konnten. Zudem hatte die Schwangere angegeben, der Angeklagte sei rasiert gewesen. Selfies des Verdächtigen, die auf einem kaputten Handy wiederhergestellt wurden, zeigten, dass er zum „Tatzeitpunkt“ einen stattlichen Bart getragen hatte.

Das Paar war offenbar wütend, weil der Angeklagte ihnen etwas Geld schuldete - dabei ging es um einen Betrag von rund 300 Euro. Das war aber Anlass genug, um den „Geschäftspartner“ mit einer falschen Aussage hinter Gitter bringen zu wollen. Doch nun steht der jungen Mutter selbst ein Gerichtsverfahren wegen Verleumdung bevor. „Ob mein Mandant dem vermeintlichen Opfer letztlich etwas schuldig war oder nicht, ist irrelevant. Die falschen Anschuldigungen gegenüber meinem Mandanten werden auf jeden Fall rechtliche Konsequenzen haben“, so Slemr. 

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