Mit dem baldigen Beginn des Schuljahres steigen wieder Belastung, Druck und Stress. Das fordert die ohnehin durch etliche Krisen gebeutelten jungen Menschen noch mehr. Jeder zweite kämpft bereits mit depressiven Symptomen, jeder sechste denkt gar darüber nach, sich das Leben zu nehmen! Es fehlt aber nach wie vor an niederschwelligen Unterstützungsangeboten. Nun fordern Experten das Schulfach „Mental Health - Psychsiche Gesundheit“ bzw. „Gesundheitskompetenz“.
„Eine Schulstunde pro Woche in seelische und körperliche Gesundheit zu investieren, muss möglich sein“, stellt Prim. Univ.-Prof. Dr. Kathrin Sevecke, Jugendpsychiaterin, Uniklinik Innsbruck (T) auf einer Presseknoferenz klar. Psychologen sollen gemeinsam mit den Lehrern das Schulfach etablieren. Unterrichtsthemen könnten etwa gesunder Lebensstil, Resilienzförderung (Stärkung der Widerstandskraft) und Entspannung bei Stress, aber auch der Umgang mit sozialen Medien sein.
Darüber reden, nicht schämen!
Gleichzeitig müssten neben Schulärzten, sowie -psychologen auch mehr Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Vertrauenslehrer für die jungen Menschen „greifbar“ sein. Derzeit betreut ein Schulpsychologe 1677 Schüler. Dass es hier zu Engpässen kommt, ist nicht verwunderlich. Weiteres Problem: Etliche genieren sich für ihre Probleme. „Es sollte aber selbstverständlich sein, dass man zum Schultherapeuten geht, wenn es einem mental nicht gut geht. Schließlich stattet man auch dem Schularzt einen Besuch ab, wenn man Bauch- oder Kopfweh hat!“, so die Tiroler Psychotherapeutin Mag. Barbara Haid, Präsidentin des Österr. Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP).
Mira Lobnig, Mitinitiatorin der Jugend-und Health-Initiative „Gut und selbst?“: „Es geht nicht darum, wirklich psychisch krank zu sein oder eine diagnostizierte Depression zu haben. Eine der größten Herausforderungen für uns ist die durch die Pandemie gesunkene Belastbarkeit und Stressakzeptanz. Hier braucht es niederschwellige Unterstützung und auch entsprechende Präventionsangebote.“
Projekte in der Schule ausbauen
Der ÖBVP hat deshalb vor zwei Jahren an Pilotschulen in einigen Bundesländern das Konzept „fit4SCHOOL-psychotherapeutische Beratung in der Schule“ gestartet. Dabei ergänzt ein Schulpsychotherapeut das psychosoziale Schulsupportpersonal zu regelmäßigen Zeiten. Das Angebot richtet sich an Schüler, Lehrer sowie Eltern. Es dient vor allem der Prävention und Entlastung. In Akutfällen können Betroffene rasch an andere Stellen vermittelt werden. Außerdem sind Workshops vorgesehen.
Frühe Unterstützung, weniger Langzeitfolgen
„Es wäre nicht notwendig, dass es bei vielen Schülern überhaupt zu chronischen psychischen Erkrankungen kommt, wenn wir frühzeitig eingreifen. Das ist nicht nur im Hinblick auf deren Leben, sondern auch im Sinne der Volkswirtschaft von Bedeutung. Gesunde Kinder sind unsere Zukunft, unsere Hoffnung“, so Prim. Dr. Sevecke.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.