Der Preis für Holzpellets hat sich in einem Jahr mehr als verdoppelt, das verstehen viele Konsumenten nicht. Der Geschäftsführer von „Pro Pellets“ und der Chef der Pfeifer Group klären auf.
Raus aus den fossilen, rein in die erneuerbaren Energieträger – das ist die hundertfach gehörte Botschaft. Hat diese etwa einen Besitzer eines älteren Wohnhauses, der endlich raus aus dem Öl möchte, erfolgreich erreicht, hat er allerdings nicht viele Alternativen. Da ein älteres Gebäude erfahrungsgemäß nicht gut gedämmt ist und meist hochtemperierte Heizkörper die Räume erwärmen, ist eine Luftwärmepumpe nicht der Weisheit letzter Schluss. Es bleibt fast nur eine Möglichkeit offen, nämlich das Heizen mit Holzpellets. Aber die sind teuer geworden, sehr teuer (siehe Grafik). Warum eigentlich? Wieso hat sich der Preis der gepressten Holznüdelchen in einem Jahr mehr als verdoppelt, obwohl Wind und Borkenkäfer für Unmengen an Schadholz sorgen?
Wer könnte uns das besser erklären als Christian Rakos, Geschäftsführer von „Pro Pellets“, dem Netzwerk zur Förderung der Verbreitung von Pelletheizungen, und Micheal Pfeifer, Chef des Tiroler „Big Players“ Pfeifer Group? Die „Krone“ traf beide Kapazunder im Headquarter in Imst.
„Auch Pellets unterliegen den Marktgesetzen“
„Der gesamte Energiesektor ist heuer völlig aus der Bahn geraten“, bemerkt Christian Rakos allgemein, „auch die Holzpellets unterliegen den Gesetzen des Marktes, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird.“ Das Begehren nach Pelletheizungen habe sich in Österreich und auch in der EU verdoppelt. Auf der anderen Seite fallen die Lieferungen von Pellets, also der gepressten Abfallprodukte wie Sägespäne, Hobelspäne und Hackschnitzel der holzverarbeitenden Industrie, aus Russland, Weißrussland und der Ukraine völlig aus. Das seien immerhin zehn Prozent, die hauptsächlich auf dem italienischen und französischen Markt fehlen.
Hinzu kommen noch die Panikkäufe der Konsumenten. Die Nachfrage ist also wesentlich größer als das Angebot.
Christian Rakos
Dies erzeuge zusätzlichen Druck auf den Handel europaweit. Rakos: „Hinzu kommen noch die Panikkäufe der Konsumenten. Die Nachfrage ist also wesentlich größer als das Angebot.“ Dabei wäre in Österreich der Holztisch reichlich gedeckt: 41 Unternehmen produzieren 1,6 Millionen Tonnen Pellets, wobei hierzulande nur 1,2 Millionen Tonnen verbraucht werden. „Pfeifer ist ja nicht isoliert, wir sind Teil des internationalen Marktes“, ergänzt Pfeifer, dessen Pfeifer Group zu den Pionieren in der Produktion der Holznüdelchen zählt. „Und würde Pfeifer die Pellets billiger verkaufen, ergäbe das wiederum eine eklatante Schieflage gegenüber den Mitbewerbern“, wirft der Pro Pellets-Chef ein.
Aber das Marktgesetz müsste doch auch für den Preis des Rundholzes gelten. Und wenn viel Sturm- und Borkenkäferschadholz im Wald herumliegt, müsste doch ein Überangebot entstehen und somit der Preis fallen. „Dann wird weniger frisches geschlagen“, argumentiert Pfeifer, „und oft sind die Mengen zu klein, um Einfluss zu nehmen.“
Die Produktionskosten haben sich verdoppelt
Der Markt sei allerdings nur zur Hälfte an der Preissteigerung schuld. „Die Produktionskosten von Pellets haben sich bei uns in etwa verdoppelt“, rechtfertigt der Imster Unternehmer die Teuerung, „der Preis für die benötigten Holzreste ist gar um 400 Prozent gestiegen.“
Ist der Plafond erreicht? Christian Rakos glaubt an eine Entspannung: „In Österreich entstehen gerade elf neue Werke zur Pelletsproduktion, der Preis wird nach meiner Einschätzung sinken. Allerdings nicht auf das frühere Niveau.“ Bleibt zu hoffen, dass nicht die Motivation der Bürger sinkt, auf Erneuerbare umzusteigen.
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