VGT klagt an:

„Österreich führt illegale Tiertransporte durch!“

Tierecke
01.09.2022 08:53

Der Vorwurf des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) wiegt schwer und beruft sich auf die Einschätzung von Juristen: Österreich führe nicht nur illegale Kälbertransporte durch, sondern erfinde in einem aktuellen Abkommen mit Italien sogar eigene Bezeichnungen, um EU-Recht zu umgehen.

Seit Jahren dokumentiert der VGT Kälbertransporte von Österreich nach Italien, Spanien und Polen und stellt dabei immer wieder grobe Verstöße gegen das EU-Gesetz und tierquälerische Praktiken fest. Und die Kronen Zeitung, allen voran Tierexpertin Maggie Entenfellner, kämpft seit Jahren für Verbote und Verbesserungen dort, wo sich die Verbote nicht durchsetzen lassen.

Zitat Icon

Nur über das Leid zu reden, reicht nicht!

"Krone"-Tierexpertin Maggie Entenfellner

„Wie können wir hilflosen Geschöpfen so viel Leid antun? Warum entreißen wir Tierbabys ihren Müttern, karren sie ins Ausland, um sie dort zu mästen? Warum schicken wir Tiere Tausende Kilometer, meist unter qualvollen Bedingungen, quer über den Kontinent - um sie dort zu töten“, so Entenfellner mit Tränen in den Augen.

Fakten

Österreichische Kälberproduktion in Zahlen

  • Rund 39.000 Kälber wurden im Jahr 2021 aus Österreich ins Ausland exportiert, davon der Großteil nach Italien, Spanien und Polen.
  • Aus diesen Ländern werden die Tiere aber immer wieder weiter in Drittstaaten exportiert. 
  • 61 Kilogramm Fleisch pro Kopf isst jeder Österreicher pro Jahr.
  • Die unzähligen langen Tiertransporte sind auch für unseren Planeten unglaublich belastend.

Österreich und Italien schummeln mit Zwischenstopp
Das aktuelle Abkommen zwischen Italien und Österreich ist eine der Reaktionen auf die Aufklärungsarbeit von Vereinen wie dem VGT. So hatte ein Rechercheteam aufgedeckt, dass österreichische Kälber nicht, wie auf den Transportpapieren angegeben, nach dem Transport aus Österreich am Zielort in Bozen blieben, sondern entweder weiter zu Masten oder nach Spanien gebracht wurden. Das EU-Tiertransportgesetz legt aber fest, dass bereits vor der Abfahrt klar sein muss, wohin die Tiere transportiert werden sollen, damit die Behörde vorher prüfen kann, ob der Transport den Vorgaben, wie einer maximalen Fahrtdauer und Temperatur, entspricht. Diese Prüfung wird durch ein erst später angegebenes Ziel verunmöglicht.

(Bild: VGT)

Eigenen Begriff erfunden, um Realität zu vertuschen
Nach einer Beschwerde an die EU und eine darauf folgende offizielle Rüge schien das für Tiertransporte zuständige Gesundheitsministerium (damals noch in der Hand der ÖVP) zu glauben, erfinderisch werden zu müssen: So wurde mit dem italienischen Gesundheitsministerium ein Abkommen vereinbart, für das der Begriff „vorläufiger Bestimmungsort“ erfunden wurde. Das Ziel: Es sollte legalisiert werden, dass die kleinen Kälber nur „vorläufig“ nach Bozen kämen und dann später der „endgültige“ Bestimmungsort bekannt gegeben würde. Das ist laut Rechtsansicht des VGT und nun auch einem Juristen-Team aber illegal.

Der qualvolle Weg der Kälber (Bild: VGT)
Der qualvolle Weg der Kälber

Andere Länder könnten uns klagen
Die umfangreiche schriftliche Einschätzung wurde an die EU-Kommission übergeben, die nun bis Anfang 2023 Zeit hat, zu reagieren. Der Kommission selbst war das Abkommen bisher nicht bekannt. Zusätzlich wurde ein juristischer Fachartikel zum Thema veröffentlicht. Eine weitere Komponente könnte hier Österreich zum Verhängnis werden: Da dieses Abkommen nicht bekannt gemacht wurde und somit nur Österreich und Italien von vereinfachten Transportbedingungen profitierten, haben sich die beiden Länder gegenüber anderen einen wirtschaftlichen Vorteil verschafft. Sollten andere Länder klagen, könnte das teuer werden.

Entenfellner: „Taten sind gefragt!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner organisierte bereits 2020 einen erfolgreichen Gipfel zum Thema Tiertransporte, bei dem die wichtigen Player aus Politik und Tierschutz nach Lösungen suchten. Seit Jahren engagiert sie sich unermüdlich für ein Ende des rollenden Leids. „Nur darüber zu reden, reicht nicht - jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit - und wir erwarten effektiven Einsatz! Und sollte es tatsächlich Menschen geben, denen dieses Tierleid nicht am Herzen liegt, dann darf ich vielleicht noch folgende Gedanken mitgeben: Der CO2-Ausstoß der Tiertransporte ist massiv, und hinzukommen jedes Jahr Hunderte Unfälle auf Europas Straßen mit übermüdeten Fahrern.“

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