Auf Kopf gerichtet

Argentinien: Vizepräsidentin mit Pistole bedroht

Ausland
02.09.2022 09:53

In Argentinien wurde der Vize-Präsidentin Cristina Kirchner von ihrer Wohnung eine Schusswaffe vor den Kopf gehalten. Die Pistole war geladen, es fiel aber kein Schuss auf die Linkspolitikerin. Der Vorfall ereignete sich, als die 69-Jährige aus einem Wagen ausstieg - der 35-jährige Angreifer wurde verhaftet und die Waffe sichergestellt. Präsident Alberto Fernández sprach von einem Attentatsversuch. Der Täter habe auch abgedrückt. Es habe sich aber kein Schuss gelöst.

Dramatische Szenen spielten sich am Donnerstagabend in Buenos Aires ab. Es kam zu einem Handgemenge vor der Wohnung der argentinischen Vizepräsidentin, als diese vor ihrer Wohnung ein Bad in der Menge nahm. Bei dem 35-jährigen Angreifer sei eine Pistole sichergestellt worden, sagte Innenminister Aníbal Fernández der Zeitung „Clarín“. „Cristina ist noch am Leben, weil die Waffe, die fünf Kugeln enthielt, aus einem technisch noch nicht bestätigten Grund nicht geschossen hat“, betonte Präsident Fernández in einer TV-Ansprache nach dem Vorfall. Es handle sich um den schwerwiegendsten Vorfall seit Argentiniens Rückkehr zur Demokratie 1983. Bei dem Festgenommenen soll es sich um einen brasilianischen Staatsbürger handeln.

Korruptionsskandal rund um populäre Politikerin
Vor Kirchners Wohnung im eleganten Stadtteil Recoleta in der Hauptstadt spielten sich in den vergangenen Tagen chaotische Szenen ab. Zahlreiche Anhänger der Vizepräsidentin kampieren als Unterstützung für die populäre Politikerin derzeit auf der Straße. In einem Korruptionsprozess gegen Kirchner hatte die Staatsanwaltschaft kürzlich zwölf Jahre Haft und eine lebenslange Sperre für öffentliche Ämter gefordert. Sie soll Anführerin einer kriminellen Vereinigung gewesen sein und den Staat um rund eine Milliarde US-Dollar gebracht haben.

Polizisten sicherten nach dem Vorfall den Tatort ab. (Bild: AFP )
Polizisten sicherten nach dem Vorfall den Tatort ab.

Freund Aufträge ohne Ausschreibung beschafft?
Gemeinsam mit ihrem verstorbenen Ehemann und Ex-Präsidenten Néstor Kirchner habe sie einem befreundeten Bauunternehmer ohne Ausschreibung eine ganze Reihe von öffentlichen Aufträgen beschafft, hieß es. Ein Teil der überhöhten Baukosten floss demnach später wieder an das Ehepaar Kirchner zurück. Die Vizepräsidentin weist die Vorwürfe zurück und wirft der Justiz vor, aus politischen Motiven gegen sie zu ermitteln.

Die Waffe, die auf die argentinische Vizepräsidentin gerichtet wurde, war mit fünf Kugeln geladen - löste aber nicht aus. (Bild: AP)
Die Waffe, die auf die argentinische Vizepräsidentin gerichtet wurde, war mit fünf Kugeln geladen - löste aber nicht aus.

Kirchner steht für den linken Flügel der Regierungskoalition und verfügt über zahlreiche Anhänger. Zuletzt kam es vor ihrer Wohnung immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nachdem sich Nachbarn über die ständigen Kundgebungen beschwert hatten, errichteten die Sicherheitskräfte Straßensperren, die von Kirchners Gefolgsleuten allerdings wieder niedergerissen wurden.

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