Gegenangriffe im Süden

Ukraine: Russische Depots im Hinterland zerstört

Ukraine-Krieg
02.09.2022 11:19

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben sechs Munitionsdepots im von russischen Truppen besetzten Süden des Landes zerstört. Fünf Munitionslager seien im Gebiet Cherson vernichtet worden, teilte das Kommando „Süd“ des ukrainischen Militärs am Freitag auf Facebook mit. Zudem soll in der Stadt Melitopol im Gebiet Saporischschja in der Nacht ein Depot zerstört worden sein. Der ukrainische Bürgermeister der Stadt teilte ein Video, das heftige Detonationen zeigt (siehe oben). 

Im Gebiet Cherson hat die ukrainische Armee zu Wochenbeginn eine Gegenoffensive gestartet. Über den Verlauf der Bodenoperationen hüllt sich die Militärführung in Schweigen. Informationen gibt es lediglich über die Schläge der eigenen Artillerie. Demnach wurden neben den fünf Depots auch zwei von den Russen genutzte Fährverbindungen über einen Fluss getroffen. Die Brücken seien ebenso weiter unter Beschuss, teilte das ukrainische Militär mit. Die Fähr- und Brückenverbindungen gelten als strategisch wichtig für den Nachschub der russischen Kräfte westlich des Flusses Dnipro.

Stundenlange Explosionen in Melitopol
Im ebenfalls teilweise von russischen Truppen besetzten Gebiet Saporischschja ist erneut Melitopol Ziel ukrainischer Artillerieangriffe geworden. Ein Munitionslager nahe dem Flughafen sei dabei so genau getroffen worden, dass es noch stundenlang Explosionen gegeben habe, teilte der ukrainische Bürgermeister der Großstadt, Iwan Fjodorow, auf seinem Telegram-Kanal mit.

Über einem Sonnenblumenfeld im Süden der Ukraine steigt schwarzer Rauch auf. In dem Gebiet hat das ukrainische Militär eine Gegenoffensive gestartet. (Bild: APA/AFP/Dimitar DILKOFF)
Über einem Sonnenblumenfeld im Süden der Ukraine steigt schwarzer Rauch auf. In dem Gebiet hat das ukrainische Militär eine Gegenoffensive gestartet.

Laut britischem Verteidigungsministerium gehen die schweren Kämpfe in der südlichen Ukraine auch im Bezirk Enerhodar weiter, in dem das AKW Saporischschja liegt. Dort geriet laut britischen Angaben ein Wohnhaus unter Beschuss. Soldaten liefen umher und Hubschrauber flogen über dem Gebäude. Es war nicht möglich, festzustellen, wer geschossen hatte. Der von Russland eingesetzte Gouverneur der Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, sagte, beim ukrainischen Beschuss von Enerhodar seien mindestens drei Menschen getötet und fünf verwundet worden. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak meinte dagegen, Russland habe den Vorfall in Enerhodar inszeniert, um der Ukraine die Schuld zu geben.

Der ukrainische Betreiber des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks äußerte indes Zweifel an einer neutralen Begutachtung durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA). Aufgrund des russischen Einflusses sei eine unabhängige Bewertung durch die IAEA schwierig, teilt der Betreiber Energoatom mit. Zudem werde der IAEA-Delegation der Zutritt zum Krisenzentrum der Anlage verwehrt.

Selenskyj: „Keine unabhängigen Journalisten“
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland verhindert, dass internationale Medienvertreter die Nuklearexperten begleiten. Mit IAEA-Chef Rafael Grossi sei vereinbart worden, dass ukrainische und internationale Journalisten bei der Mission dabei sein dürften, sagte Selenskyj am Donnerstagabend in seiner täglichen Videoansprache. „Unabhängige Journalisten. Damit die Welt die Wahrheit sieht.“ Leider hätten die „Besatzer“ keine Journalisten hineingelassen, so der ukrainische Präsident.

Die Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde erreichten das seit Wochen unter Beschuss stehende Kraftwerk am Donnerstag, um es auf Schäden zu untersuchen. Bei einem Statement Grossis vor dem AKW waren im russischen Staatsfernsehen lediglich Mikrofone russischer Medien zu sehen gewesen (siehe Video oben). Der IAEA-Chef hatte später auf Twitter ein eigenes Video veröffentlicht.

Weiter Truppenabzug gefordert
Er hoffe, dass die Mission dennoch objektive Schlüsse zur Lage zulasse, sagte Selenskyj. Er forderte einmal mehr die Entmilitarisierung des Geländes. „Dies ist das Ziel der ukrainischen und internationalen Bemühungen.“ Entsprechende Aussagen der Inspektoren habe er bisher vermisst. Erst wenn russische Truppen das AKW verlassen hätten und der Beschuss der Kraftwerksstadt Enerhodar und anderer naher Gebiete aufhöre, könne das AKW sicher arbeiten.

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