Die Situation in den Kinderkrippen und -gärten spitzt sich immer weiter zu: Viel Personal fehlt, Gip und Wiki müssen reagieren und schließen in der Landeshauptstadt Graz insgesamt acht Gruppen, 15 weitere werden auf Halbtagesbetreuung umgestellt. Für hunderte Familien braucht es jetzt dringend Lösungen!
Übertreiben Sie und bauschen ein Problem auf? Diese Frage stellte sich wohl so mancher, als die großen steirischen Kinderbetreuungs-Organisationen Mitte Juli Alarm schlugen und aufgrund des eklatanten Personalmangels vor Gruppenschließungen und reduzierten Öffnungszeiten im Herbst warnten.
Mittlerweile steht fest: Da wurde nicht übertrieben, die Situation ist wirklich dramatisch. Dieser Tage sind Hunderte Eltern damit konfrontiert, dass sie die Betreuung ihrer Kleinen neu organisieren müssen - allesamt in Graz!
Hunderte Familien betroffen
Bei Gip müssen nach derzeitigem Stand drei Gruppen geschlossen werden (einmal Kindergarten, zweimal Kinderkrippe), betroffen sind unter anderem die Standorte in der Elisabethinergasse und Nordberggasse. Sieben Gruppen werden von Ganztages- auf Halbtagsbetreuung umgestellt, sagt Geschäftsführer Peter Schwarz.
Beim Wiki, dem größten Anbieter in der Steiermark, fielen am Freitag die Würfel: Fünf Gruppen werden geschlossen (darunter eine in einer Kinderkrippe), acht werden auf Halbtag umgestellt (auch hier eine Kinderkrippe). Insgesamt sind alleine bei Wiki 340 Familien betroffen! „Sie wurden bereits informiert. Wir suchen nach Betreuungsalternativen an anderen Standorten“, heißt es. Priorität haben natürlich Buben und Mädchen, bei denen beide Eltern berufstätig sind. Sie sollen anderswo einen Platz bekommen, heißt es von der Stadt Graz.
Aufatmen bei anderen Trägern
In den städtischen Kindergärten geht sich die Personalsituation übrigens knapp aus, das gilt auch für alle anderen privaten Anbieter wie Volkshilfe oder Rettet das Kind. Finalisiert wurde in Graz das Konzept „Halbtags plus“, durch das bei nunmehrigen Halbtagsgruppen bis zu zehn Kinder doch auch am Nachmittag (also außerhalb der Öffnungszeiten) betreut werden können (ohne Pädagogin) - falls die Träger das Personal dafür stellen können.
Hohe Prämie brachte bisher keine Entspannung
Großer Druck herrscht jedenfalls auf den neuen Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP), der zwar vor Kurzem ein Maßnahmenpaket präsentierte, das aber keine unmittelbare Wirkung zeigte. Trotz einer Prämie von 15.000 Euro ist etwa bei Wiki das Interesse von Neueinsteiger und Berufsrückkehrer ausgeblieben.
„Ich ersuche alle Trägerorganisationen nochmals, alle Möglichkeiten zur Fortführung von Gruppen zu prüfen. Vonseiten des Landes prüfen wir auch nochmals die rechtlichen Rahmenbedingungen“, hieß es am Freitag von Amon.
Personaldispens auf unbestimmte Zeit verlängert
Um die Personalsituation nicht noch mehr zu verschärfen, wird der seit zwei Jahren bestehende, sogenannte Personaldispens (Betreuerinnen können auch pädagogische Dienste übernehmen) verlängert - und das auf unbegrenzte Zeit, wie die Neos kritisieren („Bankrotterklärung für die steirische Bildungspolitik“).
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