AKW Saporischschja

Reaktor nach Beschuss wieder am Stromnetz

Ukraine-Krieg
02.09.2022 17:42

Nach dem Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja ist ein Reaktor mittlerweile wieder ans Netz gegangen. Der Block fünf werde gerade auf volle Leistung gebracht, sagte der ukrainische Betreiber Enerhoatom am Freitag. Die russische Seite teilte inzwischen mit, dass zwei IAEA-Inspektoren dauerhaft im Kernkraftwerk bleiben würden.

Wie berichtet, war wegen Mörserbeschuss am Donnerstag eine Notabschaltung eingeleitet worden. Nun ist einer von zwei noch betriebenen Reaktoren wieder ans Netz gegangen. Das größte Atomkraftwerk (AKW) Europas stand in den vergangenen Wochen immer wieder unter Beschuss, wofür sich die ukrainische und russische Seite gegenseitig verantwortlich machen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf dem ukrainischen Militär am Freitag vor, eine nukleare Katastrophe in Europa zu riskieren.

Waffen auf Gelände
Kiew sagte in der Vergangenheit dasselbe und hielt dem russischen Militär vor, Waffen in dem Werk Saporischschja zu lagern. „Ich erkläre verantwortungsvoll, dass wir keine schweren Waffen auf dem Gelände des Kernkraftwerks oder in den angrenzenden Gebieten haben“, erwiderte Schoigu. Er hoffe, dass sich die Experten und Expertinnen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA davon überzeugen könnten.

Entdeckte Munition auf dem Gelände (Bild: Russian Defense Ministry Press Service/AP)
Entdeckte Munition auf dem Gelände

Kann Mission Vorfälle klären?
Wie berichtet, hat am Donnerstag ein Team mit der Inspektion des Atomkraftwerks Saporischschja begonnen. Es soll unter anderem den Zustand der Anlage und die Arbeitsbedingungen der ukrainischen Belegschaft überprüfen. Fünf IAEA-Mitglieder waren am Donnerstag noch vor Ort, laut russischen Angaben sollen zwei dauerhaft im Kernkraftwerk bleiben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich über die bisherige Inspektion bereits enttäuscht. So habe die IAEA nicht deutlich die „Entmilitarisierung“ des Nuklearstandorts gefordert, obwohl Selenskyj am Dienstag noch mit IAEA-Chef Rafael Grossi darüber gesprochen hätte. Das staatliche ukrainische Atomunternehmen Enerhoatom bezweifelte gar, dass die Mission die aktuelle Situation im Kraftwerk klären könne. „Die Besatzer lügen, verfälschen Tatsachen und Beweise“, kritisierte das Unternehmen am Freitag auf Telegram.

Der Delegation sei bereits der Zutritt ins Krisenzentrum verwehrt worden, wo russisches Militärpersonal stationiert sei. Die russische Seite würde alle Anstrengungen unternehmen, dass keine Fakten zum AKW bekannt würden.

Kämpfe in Enerhodar
Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge gehen die schweren Kämpfe im Süden der Ukraine weiter, auch im Bezirk Enerhodar, in dem das AKW Saporischschja liegt. So soll unter anderem ein Wohnhaus unter Beschuss geraten sein. Wer geschossen hatte, war auch in diesem Fall nicht möglich, festzustellen.

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