Meinungsforscher Peter Hajek und Politikberater Thomas Hofer rechnen damit, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen gleich im ersten Wahlgang mindestens 50 Prozent (plus eine Stimme) der Stimmen erhalten wird. Ein zweiter Wahlgang sei unwahrscheinlich, „außer Van der Bellen macht einen groben Fehler.“
In diesem Zusammenhang verwies Hajek auf eine Umfrage des „Unique Research“-Instituts unter seiner wissenschaftlichen Leitung. Mitte August sprachen sich 66 Prozent der Befragten für den amtierenden Bundespräsidenten aus. Van der Bellen habe verschiedene Vorteile, etwa das Argument „Wer mich will, der muss hingehen und mich wählen.“ Bei den anderen sechs Kandidaten könne davon ausgegangen werden, dass nur „eine geringe Chance“ bestehe, die jeweilige Person in die Stichwahl zu bringen. Daher werde es „schwieriger werden, die Mobilisierung aufrechtzuerhalten.“
Fischen im Becken von Hofer
Hinzu kommt laut Hajek, dass sich die eher rechten Kandidaten Walter Rosenkranz (FPÖ), Blogger Gerald Grosz, Rechtsanwalt Tassilo Wallentin und MFG-Chef Michael Brunner gegenseitig die Stimmen wegnehmen würden. Sie alle würden im ehemaligen Becken von Ex-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer (FPÖ) fischen, aber die Mitte-/Mitte-Links-Wähler von Van der Bellen ohnehin nicht ansprechen. Auch ÖVP-Wähler und Wählerinnen könnten eher zum amtierenden Bundespräsidenten tendieren, denkt Hajek. Dazu hätten die Aussagen mehrerer Kandidaten beigetragen, die Regierung nach einem Wahlsieg eventuell (Rosenkranz, Wallentin) oder sofort (Grosz) aus ihrem Amt zu entlassen.
Rosenkranz auf Platz zwei?
Der FPÖ-Kandidat Rosenkranz könnte auf dem zweiten Platz landen, allerdings drohe vor allem durch Wallentin Gefahr, „weil er genau das gleiche Wählersegment anspricht.“ Laut Umfragen im August wolle zudem jeder fünfte FPÖ-Wähler beziehungsweise jede fünfte FPÖ-Wählerin zu Grosz wechseln. Die eher linken Kandidaten Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny (alias „Marco Pogo“) und Schuhfabrikant Heinrich Staudinger landen laut Hajek eher nicht auf den vorderen Plätzen. Sie hätten das Potenzial, vor allem Menschen zu erreichen, die sonst nicht zur Wahl gegangen wären.
Politikberater Thomas Hofer kommentierte die aktuelle Lage am Sonntag etwas vorsichtiger. Auch er sieht Van der Bellen als „haushohen Favoriten“, der voraussichtlich im ersten Wahlgang gewinnen könne. Allerdings gelte er als „Systemkandidat“ und die „tagespolitische Aufladung“ sei schwierig. Die Causa um die Wien Energie könne es etwa schwieriger machen, SPÖ-Wähler und Wählerinnern zu mobilisieren. Van der Bellen wäre es wohl am liebsten, gar keinen Wahlkampf betreiben zu müssen.
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