Der Prozess um 19 manipulierte Fußballspiele in der Regionalliga Ost ist am Montag in Graz mit nur zwölf von 15 Angeklagten gestartet. Einige der ehemaligen Spieler von Vereinen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland werden sich großteils geständig verantworten, kündigten die Verteidiger an. Die Verhandlung ist für insgesamt fünf Tage anberaumt.
Von den 15 Angeklagten, großteils Spieler, haben am Montag zum Auftakt nur zwölf vor Richter Erik Nauta und den Schöffen Platz genommen. Einer ist vor Wochen im Ausland untergetaucht, einer hatte die Anklage beeinsprucht und ein Beschuldigter tauchte nicht auf, weil er nur Tage vor dem Prozess die behördliche Anweisung zur „unverzüglichen Ausreise“ aus Österreich erhalten hatte. Der Prozess findet übrigens wegen der Umbauarbeiten im Schwurgerichtssaal des Straflandesgerichts in einem Saal am Gelände der Messe Graz statt.
„Erdrückende Beweislast“
Für Staatsanwalt Hansjörg Bacher habe das umfassende Ermittlungsverfahren bei den 19 in der Anklage angeführten Spielen zu „erdrückender Beweislast“ geführt. Die Beschuldigten hätten teils den gewerbsmäßig schweren Betrug, teils den schweren Betrug begangen, in dem sie Spiele manipuliert und darauf gewettet haben. Unter den Angeklagten befinden sich auch Männer, die selbst nicht am Spielfeld standen, aber als Zeichengeber im Zuschauerraum aktiv waren: „Wenn er das Kapperl aufgesetzt hat, war es das Zeichen, dass die Wetten platziert wurden“, erklärte Bacher.
Der Schaden beläuft sich nach der Rechnung des Anklägers auf knapp 200.000 Euro, wobei 88.000 Euro als versuchter Betrug gewertet werden. Es handle sich in Österreich um „die wohl größte, organisierte und bekannt gewordene Manipulation im Fußball seit 2013“. Die Spiele fanden zwischen März 2019 und November 2021 vorrangig in der Regionalliga Ost statt. Doch auch Spiele der Wiener Liga und der Burgenland Liga sowie ein ÖFB-Cupspiel und ein Freundschaftsspiel sind in der Anklage aufgelistet. Es sei aber nur „die Spitze des Eisberg“, so Bacher. Weitere Ermittlungen laufen indessen weiter.
Da sind dann auch noch die Fans, die oft ehrenamtlichen Funktionäre und Sponsoren - wie müssen die sich fühlen?
Ankläger im Prozess
Rot für die Angeklagten
Getäuscht wurden vor allem die Wettanbieter, welche die durch Manipulation erreichten Gewinne ausbezahlen mussten. Doch für Bacher gibt es auch andere Opfer des Betrugs: „Die Mitspieler haben sich die Haxen ausgerissen und der Tormann lässt dann rein. Sie haben dadurch vielleicht Punkteprämien verloren. Da sind dann auch noch die Fans, die oft ehrenamtlichen Funktionäre und Sponsoren - wie müssen die sich fühlen?“, stellte der Ankläger im Eröffnungsplädoyer in den Raum. Er sei überzeugt, dass den Beschuldigten am Ende des Verfahrens die „rote Karte“ gezeigt werde.
Schon bei den Ermittlungen hatten sich einige der Beschuldigten umfassend geständig gezeigt und mit ihren Angaben auch zur Aufklärung beigetragen. Die meisten der Angeklagten wollen sich auch im Verfahren schuldig bekennen, kündigten die Verteidiger in ihren einleitenden Worten an. Kritik gab es allerdings an der Anklage und der darin ermittelten Schadenshöhe. Die Verteidiger relativierten auch den Umfang des Betrugs: „Das ist weit weg von einem großen Wettskandal“, so einer der Juristen.
Ab Mittag kamen dann die ersten Angeklagten zu Wort. Einer der Hauptbeschuldigten, es dürfte sich um den Drahtzieher handeln, ist untergetaucht. Sein 31-jähriger Sohn allerdings, der als Spieler aktiv war, wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt und musste sich vor dem Richter verantworten. Er gab an, dass sein Vater die Manipulationen geplant habe und als Zeichengeber unter den Zuschauern war.
Der 31-Jährige gestand, andere Spieler für den Betrug angeheuert zu haben. „Ich habe aber bei keinem Spiel auf das Ergebnis gewettet, nur auf Eckbälle“, gab der Angeklagte an. „Und was war der Grund dafür? Die fortlaufende Einnahmequelle?“, fragte Richter Nauta. Der 31-Jährige bejahte. Die Spieler erhielten für ihre Manipulationen meist ein paar hundert Euro.
Danach begann der Richter Spiel für Spiel die Beschuldigten nach ihrer Beteiligung zu befragen. „Ich war dumm und naiv“, begründete einer der ehemaligen Kicker seine Mitwirkung. Ein anderer meinte: „Es war unüberlegt, was die Folgen und Konsequenzen sind.“ Alle beschuldigten Fußballer wurden vom ÖFB vom Spielbetrieb suspendiert, sie arbeiten nun beispielsweise als Kellner, Malermeister oder haben eine Anstellung bei einem öffentlichen Verkehrsbetrieb in Aussicht. Einer der Ex-Fußballer befindet sich wegen Spielsucht in einer Therapie. Der Prozess wird am Dienstag mit der weiteren Befragung der Beschuldigten fortgesetzt.
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