Brüder im Geiste. An sich sind sie ja grundlegend verschiedene Typen, der Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig und der aktuelle ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer. Und doch konnte man sich Montag Abend beim ORF-Sommergespräch mit dem ÖVP-Chef des Eindrucks kaum erwehren, da könnte genauso gut der Wiener Bürgermeister sitzen. Was die beiden als Brüder im Geiste erscheinen lässt? Sie versuchen der Öffentlichkeit weiszumachen, dass in ihren Bereichen nix geschehen sei. Der eine steht in Wien vor einem Milliarden-Dilemma, weil die städtische Wien-Energie in dramatische Schieflage geraten ist und den Bund um Nothilfe anbetteln musste - aber all das sei keine Aufregung wert, vielmehr eine Inszenierung des politischen Mitbewerbers und der Medien. Und kaum anders argumentiert der ÖVP-Chef, wenn er auf die viele Skandälchen und Skandale in seiner Partei angesprochen wird. Die Taktik: Nix, zugeben, sich höchstens für Fehler anderer, aber nie für eigene zu entschuldigen - weil es ja keine gibt. Schön, wenn man von solchen Perfektionisten regiert wird. Aber auch kein Wunder, wenn sich mehr und mehr Bürger für blöd verkauft fühlen.
Klares und unklares Bekenntnis. Auch wenn in der ÖVP - siehe Landeshauptmann Stelzer in Oberösterreich und Landeshauptmann-Kandidat Mattle in Tirol - die Stimmen lauter werden, die die Russland-Sanktionen hinterfragen: Der Bundesparteiobmann bleibt strikt auf Kurs, legte im Sommergespräch ein klares Bekenntnis zu den Sanktionen ab, nicht zuletzt mit dem Hinweis, dass bei deren Aufhebung oder Aufweichung auch niemand eine Garantie gäbe, dass wir nicht weiter am Gängelband Russlands wären. So klar das Bekenntnis zu den Sanktionen, so unklar das Bekenntnis zum Klimaschutz. Angesprochen auf schwere österreichische Versäumnisse in der CO2-Reduzierung fiel der ÖVP-Chef in den Verteidigungsmodus a la Ludwig (siehe oben) zurück. Als wäre alles in Ordnung. Ja, wirklich kein Wunder, wenn sich mehr und mehr Bürger von der Spitzenpolitik für blöd verkauft fühlen.
Kommen Sie gut durch den Dienstag!
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