Demonstrativ gut gelaunt hat sich der russische Präsident Wladimir Putin am Dienstag gezeigt: Auf von Staatsmedien veröffentlichten Fotos und Videos ist er zu sehen, wie er lächelnd und scherzend in einer Militärkampfjacke neben Verteidigungsminister Sergej Schoigu sitzt. Sie wohnen dem Militärmanöver „Wostok“ im äußersten Osten Russlands bei, das die Stärke seiner Truppen zeigen soll. Indes erleiden die moskautreuen Truppen in der Ukraine Rückschläge.
Seit dem 1. September läuft das Manöver, an dem auch Truppen aus China und Indien beteiligt sind. Dass es trotz des Kriegs in der Tausende Kilometer entfernten Ukraine stattfindet, soll offenbar signalisieren, dass das russische Militär ungeachtet seiner derzeit schweren personellen und materiellen Verluste weiter in der Lage ist, auch seinen üblichen Abläufen nachzugehen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind aber nur 50.000 Soldaten beteiligt, ein Bruchteil der 300.000 Militärs, die angeblich bei dem letzten „Wostok“-Manöver vor vier Jahren dabei waren. Westliche Militärexperten halten beide Zahlen für übertrieben.
Wieder Munitionsdepots zerstört
Die Ukraine meldet indes Fortschritte bei der vorige Woche eingeleiteten Gegenoffensive im Süden des Landes. Nach eigenen Angaben zerstörte das Militär vier russische Munitionsdepots in der Region Cherson - bereits vor einigen Tagen wurde die Vernichtung von Munitionsvorräten gemeldet. Auch würden Brücken über den Dnipro unter Beschuss genommen, teilte das Südkommando der ukrainischen Streitkräfte mit.
Zuletzt gab es auch Geländegewinne. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte dem Sender ABC News, die Ukraine gehe Schritt für Schritt gegen die Besetzung ihres Territoriums vor. Der Konflikt könne jetzt nicht eingefroren werden, die Ukraine hole sich ihre Gebiete zurück. „Es ist nur eine Frage der Zeit.“
In den mehr als sechs Monaten Angriffskrieg in der Ukraine soll die russische Armee bereits mehr als 50.000 Soldaten verloren haben, behauptet der ukrainische Generalstab. Unabhängig bestätigt werden können diese Angaben nicht, sie sind wahrscheinlich zu hoch gegriffen. Das britische Verteidigungsministerium geht von etwa 25.000 getöteten russischen Soldaten aus. Russland selbst hat seit langem keine Angaben mehr zu eigenen Gefallenen gemacht.
Wegen Sanktionen sind Ersatzteile knapp
Die Berichte über enorme Verluste der Russen auf dem Schlachtfeld häufen sich jedenfalls: Nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten erschwert ein Mangel an Aufklärungsdrohnen zunehmend die Einsätze der russischen Truppen. „Angesichts von Verlusten auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass Russland Schwierigkeiten hat, seine Bestände an unbemannten Luftfahrzeugen aufrechtzuerhalten“, teilte das britische Verteidigungsministerium dazu mit. Das werde verschärft, weil durch die internationalen Sanktionen Ersatzteile verknappt werden.
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