Urteil gefallen

Mama umarmte, küsste angeklagten Mann vor Gericht

Oberösterreich
07.09.2022 16:58

Eine Umarmung, ein Kuss - im Gerichtssaal in Linz umarmte die Mama der in Lasberg erstickten Buben ihren Mann, der wegen grob fahrlässiger Tötung angeklagt ist. Er und der Nachbar mussten sich verantworten, weil sie das Notstromaggregat im Haus nach einem Stromausfall eingeschaltet hatten. Die Mama und die Kinder waren im darin entstandenen Abgassee ohnmächtig geworden, die zwei- und fünfjährigen Buben starben. Das - bereits rechtskräftige - Urteil machte sich die Richterin nicht leicht: drei Monate bedingte Haft für jeden der Angeklagten.

„Es ist keine normale Verhandlung“, begann Richterin Petra Fahrenberger und sprach beiden Angeklagten das Beileid aus. Auch die Staatsanwältin sprach von einem tragischen Unglück, hat den Angeklagten aber gleich die Sorge genommen, dass „heute jemand in Gefängnis geschickt wird“.

„Es tut mir so unendlich leid“
„Es tut mir so unendlich leid, was passiert ist“, sagte der Vater jener beiden Buben, die im Vorjahr in Lasberg in Oberösterreich erstickt waren, vor Gericht. Nach dem Kohlenmonoxid-Unfall im Mühlviertel, bei dem zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren ums Leben gekommen und ihre Mutter schwer verletzt worden sind, müssen sich am Mittwoch, der Vater der Kinder und ein Nachbar vor Gericht verantworten. Das Angebot der Richterin, das Verfahren abzukürzen, wurde von den Verteidigern abgelehnt. De Angeklagten müssen die ganze Tragödie noch einmal durchleben.

Laut Anklage haben sie im Keller ein Notstromaggregat in Betrieb genommen, das nicht zum Betrieb in Innenräumen vorgesehen war. Der Vater soll nach einem nächtlichen Unwetter, das einen Stromausfall nach sich gezogen hatte, das Aggregat eingeschaltet haben, bevor er in der Früh zur Arbeit fuhr. Einige Zeit später soll ein Nachbar es nachgetankt und neuerlich in Betrieb genommen haben.

Großeinsatz in der Ortschaft Punkenhof in Lasberg. Durch das Öffnen der Garage wurde die Gefahr gebannt, das Kohlenmonoxid konnte abfließen. (Bild: FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR)
Großeinsatz in der Ortschaft Punkenhof in Lasberg. Durch das Öffnen der Garage wurde die Gefahr gebannt, das Kohlenmonoxid konnte abfließen.

Nicht für Belüftung gesorgt
Beide hätten nicht für eine ausreichende Belüftung gesorgt, so die Staatsanwaltschaft. In der Aussage gab der Vater zu, dass er vergessen habe, das Fenster zu öffnen. Bei vorigen Stromausfällen habe er das Gerät etwa ein halbes Dutzend Mal in Betrieb gehabt und da habe alles geklappt. In diesem Fall war das Fenster aber zu. Die zwei Kinder und die Frau atmeten die Dämpfe ein und wurden bewusstlos. Für die Kinder kam jede Hilfe zu spät.

Vage Erinnerung, liebevolle Umarmung
Vor der Mittagspause wurde die Mutter der Buben einvernommen. Die gestandene Mühlviertlerin warf schon beim Eintritt in den Verhandlungssaal ihrem Mann einen liebevollen Blick zu. Die Aussage selbst war kurz, sie kann sich an den Unglückstag gar nicht mehr erinnern, nur ein schwammiges Bild gibt es, dass sie mit den Kindern in der Garage war und dann zu taumeln begann. Dann fehlt ihr eine Woche Erinnerung. Beim Hinausgehen nahm sie ihren Mann, der sichtlich gebrochen ist, in den Arm, das Paar küsste sich - das Erlebte hat es noch enger zusammengeschweißt.

Grob fahrlässige Tötung
Den beiden Angeklagten wurde grob fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Der Verteidiger des Nachbarn, der das Aggregat nachgetankt hatte, wollte vor allem den Zeitablauf prüfen, da im Akt steht, dass am Vormittag die Garagentür eine Stunde offen stand. Der Verteidiger sah keine juristische Verantwortung beim Nachbarn, der das bereits aufgestellte Gerät nur aufgetankt hatte. Der Strafrahmen betrug bis zu drei Jahre. Dieser wurde, wie zu erwarten, nicht ausgeschöpft: drei Monate bedingte Haft für Vater und Nachbar. 

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