Die russische Führung ist berüchtigt für ihre Trolle, die Provokationen und Falschinformationen verbreiten, Präsident Wladimir Putin ist bekannt für seine Einschüchterungstaktik, erlernt beim KGB. Jetzt scheint das Regime ein weiteres Mal in diese Trickkiste gegriffen zu haben: Im Netz kursiert ein Video mit einer klaren Botschaft: Wegen des russischen Gaslieferstopps droht Europa im kommenden Winter Eiseskälte (siehe oben).
Vielfach wird online behauptet, dass der russische Energiekonzern Gazprom das Video selbst veröffentlicht hat. Das konnte von krone.at nicht verifiziert werden. Auf den offiziellen Online-Kanälen des staatlichen Unternehmens ist es jedenfalls nicht zu finden. Es passt aber perfekt zur Drohkulisse, die der Kreml aufgebaut hat. Hebt der Westen die Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht auf, bleibt das Gas abgedreht, so die kaum verhohlene Botschaft.
In dem sonst nicht kommentierten Video sieht man einen Gazprom-Arbeiter, der die Versorgung abdreht, die Gasdrucknadel zeigt auf Null. Daraufhin sind Aufnahmen von europäischen Städten wie Brüssel, Paris, Brüssel und London im Winter zu sehen, die von Schnee bedeckt sind und über die kalte Winde fegen.
„Nur Dunkelheit und Schnee“
Unterlegt ist der Clip von einer Frauenstimme, die im Lied „А зима будет большая“ („Der Winter wird lang“) die kalte Jahreszeit besingt - das Original stammt vom sowjetischen Barden Yuri Vizbor. Das Lied endet mit der düsteren Zeile „Und der Winter wird lang sein - nur Dunkelheit und Schnee“. Nach Lesart des Kreml also das, was die Europäische Union wegen Gasmangels erwartet. Dabei hält der Liedtext auch eine andere „Prophezeiung“ parat: „Das blaue Russland weint, es wird zu fallenden Blättern.“
Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministers, teilte das Video auf Twitter und schrieb dazu: „Glauben sie wirklich, sie können Tausende Ukrainer töten, Gebiete eines anderen Landes besetzen und Europa wird wegschauen, weil es Angst vor Gas-Erpressung hat?“
Kreml gibt Europa Schuld für Gas-Stopp
Über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließt aktuell kein russisches Gas mehr nach Europa. Gazprom hat für die Verzögerungen und Drosselungen der Lieferungen immer wieder andere Vorwände gefunden. Aktuell sind es angebliche Konstruktionsfehler an einer Turbine von Siemens Energy, das Unternehmen widerspricht dieser Darstellung.
Die US-Regierung zeigte sich zuletzt troz des Lieferstopps zuversichtlich, was die Gasversorgung der europäischen Verbündeten angeht. „Die europäischen Gasspeicher werden rechtzeitig zur kritischen Heizsaison im Winter voll sein“, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats am Dienstag in Washington. Die USA und Europa arbeiteten zusammen, „um die Versorgung mit einer ausreichenden Menge an Erdgas sicherzustellen“. Russland habe selbst entschieden, die Gaslieferungen über die deutsch-russische Pipeline Nord Stream 1 einzustellen, betonte der US-Sprecher. Die Aussagen Moskaus, die infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängten Sanktionen seien die Ursache für den Lieferstopp, seien „schlichtweg falsch“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.