Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zur Bekämpfung der Rekordinflation einstimmig die größte Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen. Der Leitzins im Euroraum steigt um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Die EZB stellte zugleich weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten in Aussicht.
Zuletzt hatte der Druck auf Chefin Christine Lagarde und Co. deutlich zugenommen. Denn die Inflation in der Eurozone erklimmt inzwischen immer neue Höchstwerte. Im August stieg sie auf 9,1 Prozent und ein Abklingen des Teuerungsschubs ist angesichts der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs nicht in Sicht.
Die Rate ist mittlerweile mehr als viermal so hoch wie das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. Bei der aktuellen Zinsentscheidung geht es daher auch um die Glaubwürdigkeit der EZB.
Zinsen sollen Teuerung entgegenwirken
Signalisiert hatte der EZB-Rat für seine September-Sitzung bereits frühzeitig eine weitere Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte. Doch weil die Teuerungsrate zuletzt weiter anzog, nahm der Druck auf die Euro-Währungshüter zu, einen größeren Schritt zu beschließen. Höhere Zinsen können steigenden Teuerungsraten entgegenwirken.
Nach langem Zögern hatte der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Zur Freude von Millionen Sparern beendete die Notenbank die Phase der Negativzinspolitik: Geschäftsbanken müssen seither nicht mehr 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Viele Banken nahmen dies zum Anlass, sogenannte Verwahrentgelte für ihre Kunden abzuschaffen. Der sogenannte Einlagensatz steigt nach der EZB-Entscheidung vom Donnerstag auf 0,75 Prozent.
Entscheidung fiel einstimmig
„Der EZB-Rat hat einstimmig entschieden, die drei Leitzinsen der EZB um 75 Basispunkte anzuheben“, sagte Lagarde am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. „Wir hatten unterschiedliche Ansichten am Tisch, eine gründliche Diskussion, aber das Ergebnis unserer Diskussionen war eine einstimmige Entscheidung.“
Die EZB hatte die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und hat deutlich später als viele andere Zentralbanken die Zinswende eingeleitet. Die US-Notenbank Fed beispielsweise hat ihre Leitzinsen bereits mehrfach nach oben geschraubt, dabei zweimal um jeweils 0,75 Prozentpunkte.
Ende der Preissteigerungen nicht in Sicht
Ein Ende der Preissteigerungen im Euroraum ist nicht in Sicht: Im August kletterte die Inflation im Währungsraum der 19 Länder getrieben von steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen auf die Rekordhöhe von 9,1 Prozent. Volkswirte rechnen für die nächsten Monate mit einem weiteren Anstieg. Die EZB strebt für den gemeinsamen Währungsraum mittelfristig ein stabiles Preisniveau bei einer Jahresteuerung von zwei Prozent an.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.