Ressourcen gefordert
Experten warnen: Klimawandel bedroht Kulturerbe
Ein Bericht einer Expertengruppe an die EU-Kommission schlägt Alarm: „Die beispiellose Geschwindigkeit und das Ausmaß des Klimawandels bedroht das Kulturerbe“, heißt es in dem gestern vorgestellten Dokument, in dem erstmals die Folgen des Klimawandels für Kulturgüter untersucht wurden. Beklagt werden das Fehlen genauer Untersuchungen und Daten sowie geeigneter Gegenmaßnahmen. Auf allen politischen Ebenen bestehe dringend Handlungsbedarf, ebenso bei Forschung und Erziehung.
„Der Klimawandel bedroht direkt und indirekt alle Formen des kulturellen Erbes, sei es eine Welterbestätte oder eine kleine Wallfahrtskapelle auf dem Lande, ein altes Stahlwerk oder ein historischer Garten“, heißt es unmissverständlich in dem von Fachleuten aus 25 EU-Mitgliedstaaten und 3 assoziierten Ländern erstellten Bericht.
Die Bedrohungen seien mannigfaltig und reichten von den unmittelbaren Folgen von Überschwemmungen und Stürmen über Anstieg und Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die einen erhöhten Restaurierungs- und Konservierungsbedarf für Gebäude und Kunstwerke nach sich zögen, bis zu vermehrtem Schimmel-, Algen- und Insektenbefall.
„Die Kosten des Handelns sind geringer“
Gleichzeitig fehle es fast überall an Bewusstsein dafür, wie sehr der herrschende Klimawandel auch das Kulturerbe bedrohe. Neun der 28 Länder hätten gar keinen rechtlichen Rahmen für einen Zusammenhang von Kulturerbe und Klimawandel, nur in sieben (Irland, Griechenland, Italien, Zypern, Slowenien, Finnland und Schweden) gäbe es Pläne für die Koordinierung der beiden Arbeitsfelder. Es fehlten finanzielle und personelle Ressourcen.
Die Expertengruppe ist jedoch „der festen Überzeugung, dass die Kosten des Handelns geringer sind als die Kosten der Untätigkeit. Deshalb müssen wir jetzt handeln und das kulturelle Erbe in alle politischen Überlegungen und Finanzierungsprogramme einbeziehen.“
Folgen für Kulturgüter abmildern
Gleichzeitig biete ein bewusster Umgang mit dem kulturellen Erbe nachhaltige Lösungsansätze. So sei die Renovierung alter Gebäude nachweislich klimafreundlicher als deren Abriss. Unter den zehn Empfehlungen der Expertinnen und Experten finden sich neben stärkerer Bewusstseinsbildung einige Vorschläge zur Verbesserung der Zusammenarbeiten auf allen Ebenen, um Folgen für Kulturgüter abzumildern, sowie die Bereitstellung von mehr Mitteln für Forschung und Schutzmaßnahmen.
Vorgeschlagen wird auch die Entwicklung einer europäischen Karte zur Bewertung der Risiken für das kulturelle Erbe durch den Klimawandel, die bis 2025 erstellt und danach regelmäßig adaptiert werden soll.
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